Col de Tende
aka Colle di Tenda

Dieser Pass ist der südlichste der großen Alpenpässe. Die zwei Besonderheiten dieser Strasse sind: Erstens: die grosse Zahl von regelmäßigen Kehren, eine über der anderen, als Teil einer alten nicht geteerten Straße auf der französischen Seite. Zweitens: die wichtige geschichtlich Rolle, die diesen Gebirgskamm zu einer wahrlichen Festung werden lies. Die Überreste dieser Kriegsbauten sind heute noch zu sehen. Eigentlich ist eine Fahrt auf diesen Paß wie ein Besuch in einem Kriegsmuseum, aber ohne den Menschenmassen oder den Eintrittspreis.


01.(00.0km,10m) START-END SOUTH ALT: Ventimiglia: jct Corso Genova - Via Europae
02.(05.2km,36m) Porra
03.(11.0km,141m) Airole
04.(14.9km,146m) Fanghetto
05.(15.5km,205m) Strasse führt nach France
06.(18.4km,222m) Abzweigung rechts nach Libre and Cotte
07.(23.7km,284m) Breil sur Roya
08.(30.0km,445m) Abzweigung rechts geht nach nach Saorge
09.(40.1km,697m) Abzweigung rechts nach Brique
10.(44.2km,818m) START-END SOUTH: Tende
11.(49.3km,994m) Vievola
12.(53.5km,1257m) die Route dreht links von N204 auf die alte Paßstraße ab.
13.(60.5km,1870m) TOP: Col de Tende; Straße kreuzt nach Italien
14.(74.5km,1011m) START-END NORTH: Limone
15.(81.4km,799m) Vernante
16.(91.9km,640m) Roccavione
17.(94.5km,639m) START-END NORTH ALT: Borgo San Dalmazzo

Anfahrt

Von Süden. Das Höhenprofil faengt mit einer Art Autobahnbrücke an der Küste in Ventimiglia an. Bestimmt kann man sie auf irgend eine Weise umgehen. Aber warum die ganze Arbeit ? Die Brücke funktioniert auch, und man findet den Weg auch ohne GPS, wenn man einfach den Wegweisern nach fährt. Auf der nördlichen Seite der Brücke führt dann die S20 in die Schlucht des Flusses Roya. Die Route zum Paß bleibt auf der S20 und auch in dieser Schlucht fuer die ganze lange Strecke bis zum Ort Tende.

Aber noch mal zum Anfang zurueck: Nach einer kurzen Strecke im Canyon, fangen zwei Teilstrecken mit langen Tunnels an. Ich glaub der erste war ein km lang, oder auch mehr. Aber eigentlich spielt das keine Rolle. Denn man sieht nur kurz Tageslicht, und dann fängt schon die nächste Röhre an, und dann die nächste, und so weiter und so fort - so viele Tunnels, daß man sich nach einer Weile einfach verzählt. In allen war mehr als genug Platz für ein Fahrrad auf der Seite, und alle waren gut beleuchtet, und Probleme mit dem Verkehr gab es auch keine.

Inzwischen überquert die Straße die Grenze nach Frankreich. Dörfer, die irgend wo über dem Tal an einem Gebirgshang zu kleben scheinen, machen diese Strecke genau so faszinierend wie andere Schluchten in der Gegend. Die Orte heißen Fanghetto, Saorge, la Brique, und auch anders. Der wichtigste von all diesen ist Tende selbst.

Tende hat eigentlich alles was man so benötigt, um die umliegende Gegend mit einem Mountain Bike fuer ein paar Tage zu erkunden: einen Sportladen, einen städtischen Campingplatz, der auch einfache Zimmer vermietet, zwei relativ kleine Lebensmittellaeden (einschliesslich einem Spar), und ein Touristen Bureau. Selbst wenn es zu hat -nicht gerade selten der Fall -, hängt da eine Landkarte mit den wichtigsten Mountain Biking Routen in einem Schaufenster, Nord östlich vom Zentrum. So gut wie fast alle dieser Routen haben etwas mit dem Col de Tende zu tun. Aber das schönste an Tende ist die alte mittelalterliche Stadt selbst. Hier braucht man keinen Regentag, als Grund daß man nicht auf das Rad kann, um den Ort genauer zu erkunden. Das schönste Plätzchen, meiner Meinung nach, ist auch das höchste, der Friedhof.

 

Tende from
                                    below cemetery
Tende von unter dem Friedhof

Die meisten Beschreibungen dieses Passes fangen in Tende an. Nach Durchquerung der Ortschaft wird die Straße langsam steiler. Selbst bevor die alte Paßstrecke von der neueren Tunnelstraße abzweigt, zähle ich 9 Kehren. Anscheinend gibt es auch noch eine zweite Nebenstraße, die an diesen unteren Kehren vorbei führt. Die Straße ist mit dem Zeichen ("keine Durchfahrt" - sauf souverains) versehen. Schon kann man das Ziel vor Augen sehen, das alte Militärfort hoch oben auf dem Berg. Im klarem Morgenlicht sieht es eigentlich gar nicht so hoch oder weit weg aus. Kurz vor der Tunneleinfahrt führt eine Abzweigung nach links auf die alte Paßstraße, und dann fangen die Kehren mal so richt an. Es gibt 48, ordentlich und regelmäßig über einander angeordnet, wie auf einer Treppe. Ein paar davon sind numeriert. Der Asphalt reicht noch bis zur Kehre 28, oder auch noch etwas langer. Verglichen mit anderen Militärstraßen, die von der Paßstrecke abzweigen, (jetzt zu Mountain Biking Trails ausgelegt), ist die Paß  strasse recht leicht befahrbar. Ich traf ein Paar mit voll geladenen Touring Rädern kurz vor der Paßhoehe. Sie schafften es von Tende bis auf die Paßhöhe noch vor der Mittagszeit.

Die Rampen wachsen bei der Auffahrt nicht nur an Höhe, sondern auch an Länge. Dadurch hat man den falschen Eindruck, daß man bei Kehre 12 schon ein viertel geschafft hat (zum Beispiel). Dieser Eindruck wird spätestens an der Baumgrenze korrigiert, wo die letzten zwei Rampen kaum ein Ende zu nehmen scheinen.

In beiden Richtungen des Bergkammes befinden sich alte Militäranlagen. Das Fort Central ist gleich östlich, gerade richtig für einen kleinen Spaziergang bei gutem Wettern. Wäre eigentlich schade das zu verpassen. Auf einem Mountain Bike macht es noch weniger Arbeit. Man rollt einfach hinüber.

summit of
                                    Col de Tende by bicycle
Col de Tende - endlich oben

Von Norten. (beschrieben als Abfahrt). Schon bei der oberen Abfahrt wurde mir klar, daß es auf der anderen Seite viel schöner war. All die mittelalterlichen Dörfer waren weg - auf einmal nicht als Ski Hotels. So ziemlich alle waren zu. Auch die Bergwelt sah aus diesem Winkel nicht ganz so überwältigend aus, zumindest nicht im Morgenlicht.

Auch auf dieser Seite gibt es eine sehr kurze nicht geteerte Strecke, kurz unter dem Paß. Kurz nach Limone kommt der Verkehr aus dem Tunnel auf die Strecke, und während ein paar kurzen Stücken koennte man die Abfahrt wirklich als unangenehm bezeichnen, auf Grund eines abrupt abfallendes Straßenpflaster, in Kombination mit dem Verkehr. Aber eigentlich ist es kein Problem, zumindest während der Abfahrt. Der Tunnel ist immer nur in einer Richtung offen. Also kommt der Verkehr in Convoys, und dann wieder lange nichts.

Weit unten im Tal, in der Robilante Gegend fängt ein Fahrradweg an. Aber all die Rennräder bleiben trotzdem auf der Straße. Anders als auf der franzoesischen Seite, steht hier viel Industrie mit den dazu gehörigen Wohnanlagen und Geschäften, und desto näher es auf Cuneo zu geht, desto dichter wird es. Jetzt ist es kein Problem mehr die Lebensmittel zu kaufen, die auf der mittelalterlichen französischen Seite schwer oder gar nicht erhältlich waren


Geschichtliche Notizen

Fruehzeit bis Mittelalter: Man kann wohl ahnen, daß es schon seit langer Zeit regen Verkehr im Tal der Roya gibt, and daß dieser Verkehr fast genau so lang in die Berge über Tende vor gestossen ist. Schon der griechische Geograph Strabo schrieb über diesen Paß. Er wurde dann von den römischen Autoren Varro und Servius zitiert. Auch wird weit gehends spekuliert daß Hannibal mit seinen Elefanten die (jetzt) franzoeisiche Seite hoch geklettert sei, während seines Feldzugs, der in der Iberischen Halbinsel begann und auf das Römische Reich gerichtet war.

Eine Straße zwischen Ventimiglia und Borgo San Dalmazzo, also die Route im Höhenprofil, wird das erst mal 1178 erwähnt, und zwar als Salz Handelsroute in die Alpen. Tende lieferte Aufrechterhaltung und Schutz der Straße. Sie wurde im Mittelalter ausgebaut und das ganze Roya Tal kam in den Verdienst dieser Bemühungen aus Tende.

1. und 2. Weltkrieg: Die Befestigungen die heute auf der Passhoehe stehen, oder besser gesagt, was davon übrig ist, wurden  zwischen 1877 bis 1880 vom Italienischem Piedmont erbaut, spaeter verstaerkt auf 6 Gebauede.

Das letzte Mal, daß der Pass eine strategische Rolle in den zahlreichen Auseinandersetzungen innerhalb Europas spielte, war während des zweiten Weltkriegs. Frankreich nahm den Pass und den Tunnel darunter. Nach dem Krieg bestand de Gaulle darauf daß die Italienisch - Franzoesische Grenze ein ganzes Stück nördlich des Gebirgskamms verlief, und somit gingen auch die Befestigungen nach Frankreich über.

Moderner Verkehr:  Der 3182m lange Tunnel auf 1750m Hoehe wurde in 1882 gebaut. Es war der erste lange Tunnel unter einem bedeudentem Alpenpass. Ein Eisenbahntunnel kam 1898 dazu.

Radfahren: Die Nordseite zwischen Vernante über Lime war Teil de 2005 Giro d'Italia. Vorher lief die Tour de France zwei Mal über den Paß, 1952 in einer 251km langen Superetappe zwischen Sestriere und Monaco, und 1961. Dies Mal war es eine 225km Etappe von Turin nach Antibes und Juan-les-Pins.


Ein Tag auf meiner Tour: (<Col de Castillon|Col de Larche>) Tende > Col de Tende > Limone > Borge S. Dalmazzo > up the Itinerario Valle Stura signed bike route > Demonte: 53.8miles with 5610ft of climbing in 5:22hrs (m4:12.6.1).
Notes: includes about 7 miles of exploring the area immediately around Demonte.

Eine Tagestour vom Ausgangspunkt des selben Tages, Tende, ist zu finden auf der Seite: Via del Sale s(u)
Eine Tagestour vom Endpunkt des selben Tages, Demonte, ist zu finden auf der Seite: Colle Fauniera

 

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