Die zwei Herausforderungen von Granada Granada beansprucht viele Seiten in Reisefuehrern. Wenn man Seiten ueber Granada, Sevilla und Cordova weglaesst, ist oft nicht viel uebrig, nur ein paar Seiten Reklame und der Rest faellt einem zwischen den Fingern durch.Trotz dieser Vorbeschaeftigung mit grossen Staedten haben diese Buecher so gut wie nichts darueber zu sagen, was mich an dieser Stadt am meisten interessiert. Sie liegt am Fuss der Sierra Nevada. Granada ist die grosse Stadt am Fuss der grossen Berge auf der iberischen Halbinsel. Von hier hat man ein grosses Strassen- und Wegnetz auf dem man die Berge erkunden kann; nicht nur Berge, auch Ebenen, sogar Trockenlandschaften, um die Stadt selbst erst gar nicht zu erwaehnen. Egal wo das Interesse liegt, man kommt hin und auch sehr schnell. Der zweit hoechste Berg auf der iberischen Halbinsel, Pico Veleta, ist innerhalb einer langen Tagesfahrt von Granada erreichbar. Der hoechste Berg ist von der Strasse nur eine kurze und relativ flache Wanderung entfernt. Die Strasse auf den Pico Veleta ist die hoechste in ganz Europa. Meine adoptierte Heimat, Denver, spielt die selbe Rolle in den USA. Es ist auch "die Stadt am Fuss der grossen Berge". Hier heissen die Berge die Rocky Mountains. Es gibt sogar eine vergleichbare Tagestour, die Fahrt zum Mount Evans, angepriesen als die hoechste geteerte Strasse in den USA. Wie koennte ich also widerstehen, eine Tagesfahrt auf den Pico Veleta zu unternehmen ? Ich hatte noch ein Ziel in Granada. Es war dasselbe wie das jedes anderen Touristen, und zwar ein Besuch der Alhambra, der beruehmteste maurische Palast in Spanien. Aber nur langsam, bevor ich aus Granada wieder heraus konnte, um die Strasse auf den Pico Veleta zu suchen, musste ich erst einmal nach Granada hinein finden. Meine Route fuehrte auf einer Seitenstrasse von Casanueva. Es war schon mal von Vorteil, dass es nicht regnete. Zusaetzlich waren die Strassen recht leer. Rennradfahrer erschienen in Huelle und Fuelle. Aber das kann man hier an Wochenenden erwarten. Nachdem ich meine Micheline und Fidelsur Karten konsultierte, benutzte ich jetzt zusaetzliche Karten des andalusichen Touristenbureaus. Aber es wird nicht als Ueberraschung kommen, dass meine Route Strassen aufweisst, die auf keiner dieser Karten gezeigt sind. Die Orientierung wurde durch die Anwesenheit einer grossen Gerbirgskette erleichtert. Man musste nur auf sie zu fahren. Schon zum Mittagessen war ich in einem zentral gelegenen Granada Park, zwischen grossartigen Brunnen und Haufen weg geschmissener Bierflaschen, und bereitete mich auf die quarto Suche vor, mit Hilfe von pan und Mortadella con aceitunas. Aber die Sorgen, die Sevilla in mir verursacht hatten, waren ueberfluessig. Rechteckige Bloecke gab es auf mindestens einer Seite des Gran Via, und Orientierung war einfach. Es gab eine grosse Auswahl von Zimmern. Ich nahm ein grosses fuer 15 Euro. - Mehr darueber spaeter. Da das Wetter langsam schlechter werden sollte, war die erste Prioritaet eine Fahrradtour auf den Pico Veleta. Mit all den Aehnlichkeiten zu meiner adoptierten Heimat vergass ich etwas : Ich bin hier nicht zu Hause. In Granada kenne ich mich nicht aus. Um 9 Uhr morgens kurvte ich immer noch ueber verschiedene Huegel mit schoenen Aussichten auf Granada, aber nicht auf die alpinen Bergkuppen der Sierra Nevada. Aber der Tag hatte noch viele helle Stunden. Jede davon koennte sich als aeusserst nuetzlich erweisen. Der erste Schritt war die Fahrt zu dem Vorortserholungsort - ja so etwas gibt es (als Begriff zumindest, auch wenn das Wort fraglich ist ) - namens Pinos Genil. - Getan. - Ein geheimnisvoller Dunst lag ueber den nahen Bergen und machte Berurteilung von Hoehe und Entfernung ein Ratespiel. Hier beginnt eine kleine Strasse mit seinen verlockenden Kurven den Berg hoch. Aber nach ein paar dieser verlockenden Kilometern lieferte sie mich wieder auf einer grossen 4 spurigen Autobahn ab. Etwas verwirrt wegen der Abwesenheit von Wegweisern, hielt ich ein Auto an, um nach dem Weg zu fragen. Darin war ein etwas erschrockenes englisches Paar. Diese hatten Autoklub Fuehrer und einen ganzen Haufen von Touristenmaterialien, genug Landkarten die meine Satteltaschen mehrmals auffuellen koennten. Ich war immer noch auf der richtigen Strasse zum Pico Veleta. Dieser Verdacht wurde durch die Anwesenheit eines grossen National Park Bersucherzentrums bestaetigt. Jetzt ging es nach oben, und besser ging es auch. Von hier hat man die Wahl zwischen zwei Routen. Nach rechts ist die Route kuerzer, verlaeuft tiefer im Tal und hat mehr Verkehr. Die Route nach links hat alle die Sachen, welche die andere nicht hat. Welche wuerdest Du waehlen ? Diese waehlte auch ich, links. Um den Frieden noch schoener zu gestalten, kam die Sonne heraus und bohrte ein Loch durch den Dunst wie eine Taschenlampe in der Nacht. Mein persoenlich eigener Flecken blauer Himmel zeigte mir den Weg auf einen sanft ansteigenden Berg, gekroent von der Spur eines Abgrunds in der Ferne. Es war wirklich schwierig, sich hier nicht zu Hause zu fuehlen. Selbst die Berge sind der Front Range in Colorado aehnlich. Dann fuehrte die Strasse in einen duennen Nadelwald. Aber er dauerte nur ein paar km. Wenn man wieder ueber der Baumgrenze war, hatten die Berge die Form von sanften schlafenden Dickhaeutern. Weitlaeufige Aussichten streckten ueber riesige weissfleckige, ungleichmaessige Brotleibe. Die steilste, meist erodierte Landschaft war unten in den Taelern. Es war als ob man sich einen riesigen Fussball hochgearbeitet haette. Nach ein paar Stunden paradisischer Fahrt kommt der Grund fuer die gut asphaltierte Strasse in Sicht - eine Fabrikstadt mit Reihenhaeusern fuer Tausende Arbeiter. Nein, das kann doch nicht stimmen. Es sieht nur so aus. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Skistadt. Ein bisschen weiter oben verkaufen Buden hambuguesas und Postkarten. Darueber ist die Strasse fuer Autos geschlossen, aber natuerlich nicht fuer Fahrraeder. Nochmal 300m oder so hoeher (ungefaehr 2800m) machten Schneewehen meinen Fortschritt immer schwerer. Mein persoenlicher Fleck blauer Himmel schien jetzt auf jemand anders, woanders. Wolken verschluckten die Landschaft und die Strasse. Ausserdem gibt es nicht nur eine Strasse hier oben, sondern ein ganzes Strassennetz. Die Radler Granadas haben das Glueck sie alle zu erkunden koennen. Ich drehte um zu einer langen Abfahrt. Diese Fahrt passierte am 5ten Mai. In diesem Jahr war es noch zu frueh um ganz auf die Spitze fahren zu koennen. Aber es war ein schneereicher Fruehling in den Sierras. Ein deutsches Radreisebuch, dass ich spaeter las, empfiehlt diese Fahrt zwischen Juli und Oktober. Ich weiss nicht ueber Meter fuer Meter Statistik der Anfahrt bescheid. Mein Hoehenmesser ging waehrend eines Regensturms in Portugal kaputt. Aber das Gesamtbild sieht so aus : Granada liegt auf ungefaehr 700 Meter. Das macht den Aufstieg auf Veleta 2700 Meter ( ungefaehr 8500 Fuss ) hoeher. Also, selbst im Hoehenvergleich ist diese Fahrt vergleichbar mit der 9000 Fuss Kletterfahrt von Denver zum Mount Evans. Allerdings ist die Fahrt in den Sierras viel kuerzer. Selbst mit den km, mit denen ich eine Stunde in Granada im Kreis gefahren bin, ist die Fahrt immer noch kuerzer als 100 km. Man vergleiche das mit ungefaher 160 km, die man von Denver zum Mount Evans (und zurueck) zurueck legen muss. Spaeter im Jahr ist es nicht nur moeglich auf das Dach der Sierra Nevada zu radeln, sondern auch das Dach zu ueberqueren. Die Route steigt herab zu den Alpujarra Doerfern an der Suedseite der Sierras auf ungeerten Wegen. Mein Plan war, um die Berge herum zu fahren, um dort hin zu gelangen. Weiter zum zweiten Ziel, dem Alhambra Palast. Ich vermutete, dass ich dazu weitaus mehr Ausdauer benoetigen wuerde, als zu der vorhergehenden Herausforderung. Ich wusste schon bescheid ueber die Eintrittskarten zu dem begehrten Nasirin Palast. Gedruckt darauf war eine halbstuendige Zeitspanne, waehrend der man Zugang zu dem Palast hatte. Touristen im Palast werden in Bewegung gehalten. Sie muessen fuer das naechste Bataillion Platz machen. Die Veranstaltung, zu der man die groesste Ausdauerkraft beweisen muss, kommt zuerst. Es ist der Kauf der Eintrittskarten selbst. Die Szene aehnelte der eines Busbahnhofs in den USA oder eines modernen Bahnhofs in Europa : Menschen in Schlangen. Ich kam an der Eintrittskartenschlange um 8:30 morgens an. Eine freundliche junge Frau machte ihren Weg an der Schlange entlang und erklaerte die Situation. 700 Eintritte wuerden diesen Morgen verkauft werden, nicht mehr. Sie konnte in mindestens 4 Sprachen laecheln. Ich dachte, dass ich perfektes Wetter fuer diese Ausdauerprobe gewaehlt hatte. Es sah nach Regen aus. Dunkle Wolken am Horizont wuerden Touristen fern halten, die mir den Eintritt abstreiten koennten. Geschichten zirkulierten durch die Schlange, dass manchmal Schilder aufgestellt wuerden. "Wartezeit von hier - ungefaehr 1 Stunde" stand darauf geschrieben. Der Wettbewerb um die Alhambra zu sehen ist gnadenlos. Neidische Blicke sind auf Schulkinder gerichtet. Ganze Klassen gehen ganz einfach auf das Fenster hinzu, worueber steht "Vorgebuchte Reservationen", und presto, schon sind sie im inneren. Wie es der Zufall diktiert, waren die 4 Maenner vor mir in der Schlange, wahrscheinlich in ihren 60er Jahren, auf einer Fahrradtour. Ich erzaehlte ihnen, dass es mir moeglicherweise an Ausdauer fehlen wuerde, um bis an das vordere Ende der Schlange zu gelangen. Sie waren in Strassenkleidung erschienen. Sie waren entschlossen zu warten, egal wie lange es dauert. "Ja die Alhambra ist dann schon eine Pflichtuebung wenn man mal hier ist" erzaehlten sie mir. Das kann schon stimmen. Einige meiner nicht fahrradfahrenden Verwandten wuerden mir noch mal vergeben wenn ich das Kloster in Ronda nicht besucht habe. Sie wuerden mich hoehnen wenn ich ihnen erzaehle dass mir 7 Euro fuer die Alcazaba in Sevilla zu viel waren. Aber sie wuerden mir nie vergeben, wenn ich nicht mindestens 1.5 Stunden in einer Menschenschlange stehe um 8 Euro fuer den Eintritt in die Alhambra bezahlen zu duerfen. Trotzdem, ich war mir nicht sicher ob der Aufwand es wert sei. Ich stand da in "cleats" und Fahrradhosen. Falls meine Ausdauerkraft zu Ende war, koennte ich mir immer noch auf das Fahrrad schwingen und eine Tagesfahrt um Granada machen. Aber die erste Stunde verflog schnell, dank meiner Gespraechspartner. Die 4 Maenner waren auf einer Rundfahrt durch Malaga, Granada Antequerra und Almeria. Die Route scheint ein populaerer 2 woechiger Tourenkreis fuer Ferienradler zu sein. Bevor ich es wusste hielt ich die begehrten Eintrittskarten in den Haenden. Ich war im Inneren. Jetzt ging es darum zwischen den vielen gleichzeitig passierenden gefuehrten Fuehrungen die Auswahl zu treffen. Auf diese Weise konnte ich die visuelle Neugier sogar mit etwas Wissen bereichern. Fuer mich bedeutete das, Anschluss an Gruppen die deutsch oder englisch sprachen, mit ein paar kurzen Haltepunkten bei spanisch sprechenden Tourengruppen. Die einzigen Gruppen, die mir ueberhaupt nichts nutzten, waren die franzoesischsprachigen. Ueberraschenderweise waren das aber die haeufigsten. Als Resultat dieser Wissensbereicherung weiss ich jetzt, dass die Mauren weitaus fortgeschrittenere Toiletten als die Christen hatten. Ein Wasserkanalsystem wurde fuer Spueltoiletten des Palastes benutzt. Nicht nur das, man hatte Lueftungsfenster. Granada war der letzte Stuetzpunkt der Mauren. Fuer 700 Jahre hatten sie von der maechtigen Burg geherrscht, die in einer Ecke dieses Komplexes steht. Dann eroberten die Christen Andalusia unter Karl V zurueck. Es wird nicht ueberraschen, dass die Moscheen nierdergerissen und durch Kirchen ersetzt wurden. Aber die spanischen Herrscher zerstoerten die Alhambra nicht samt Kind und Kegel. Ferdinand und Isabella bewahrten sie. Der naechste Machthaber, Karl V christianisierte sie. Die Alhambra erhielt einen neuen Mittelpunkt., ein runder Renaissance Komplex. Zu Erbauungzeiten muss er ausgesehen haben wie ein Fussballstadium in einem Porzellanladen. Aber die architektonische Pluenderei von gestern ist die historische Attraktion von heute. Heutzutage wird der Bau als das grossartigste Beispiel der Renaissance Architektur in Spanien bezeichnet. Heutzutage nutzt es auch als Hauptversammlungsort der Fuehrungen. Hier halten Fremdenfuehrer Schirme verschiedener Farben empor, um Scharen verschieden sprachiger Touristen um sich zu versammeln. Falls ich eine Fuehrung verlor konnte ich immer wieder zum Palast Karl V zurueckkehren. Dort wartete ich auf einen Mann der einen Schirm hoch in die Luft strecken wuerde. Eine ganze Herde wissensdurtiger Touristen wuerde sich um ihn versammeln, und es ging los auf eine weitere Tour. Wie der Mann mit dem Schirm schon erklaerte, das erste koenigliche spanische Paar, Ferdinand und Isabella zerstoerten den Palast ihres moslemischen Kontrahenten nicht. Sie verbrannten ihn nicht, und sie explodierten ihn nicht mit cruise misseles, wie Dubiyah Bush es getan haette. Sie erhielten ihn. Als Resultat hat Spanien heute seine anziehungkraeftigste Touristen Attraktion. Donnerwetter - dazu gehoert schon Voraussicht. Ein Koenig der Vorrenaissance des 14ten Jahrhunderts kam zu dem Entschluss, dass es besser waere das zu erhalten, wofuer gelernte Kuenstler 100te von Jahren benoetigten um es zu erbauen. Was fuer eine Einsicht ! Der Palast der Nasariner fasziniert bis heute mit seinen unwahrscheinlich komplexen geometrischen Designs. Menschen starren auf ein einziges Muster minutenlang, nur um herauszufinden, wo die Symmetrie liegt, oder die Fastsymmetrie. Die fleissig bedachte Fuehrung, die ich auserwaehlt hatte, geriet in die Naehe einer etwas lautereren spanischen Schulergruppe. Der spanische Lehrer bevorzugte eine handwerkliche Annaeherung an das Kunstwerk. Seine Schueler mussten Papier falten und dann ein Muster darin einschneiden. Nachdem sie es wieder auseinander falteten, konnten sie die vielfaeltige Symmetrie betrachten. Das erscheint vielleicht etwas unangemessen gegenueber den kuenstlerischen Schaetzen vor ihnen. Aber dann, diese spanischen Schueler konnten ja jederzeit zurueckkommen, wann immer sie wollten. Aber ich will noch einmal zu dem Mann mit dem Schirm zurueckgehen, dem Mann mit allen Antworten, dem Fuehrer der im Renaissance Palast wartet. Andere maurische Palaeste wurden gerettet. Aber hier ist das beruehmteste Beispiel. Zumindest Teil des Grundes dafuer liegt in der modernen Geschichte. Im 19ten Jahrhundert machte die Alhambra den Uebergang zu einem oeffentlichem Versammlungsort. Die Werke von Komponisten wie de Falla und bekannte Kuenstler wurden hier ausgestellt und gefeiert. Dazu wurden die Anlagen abgeaendert, um diese neue friedliche Nutzung besser zu gewaehrleisten. Was als eine ummauerte Festung anfing wurde zum Platz der Feier. Aber es dauerte eine lange Zeit. Die Alhambra fand ihren Weg in jedes Reisebuch der Gegend seit dem letzten Jahrhundert, und das ist der Grund warum sie zur touristischen Pflichtuebung wurde. Also bin ich froh, dass ich die Ausdauer hatte sie zu besuchen. Das Gefuehl ist sogar noch staerker als das Gefuehl nachgegeben zu haben, wegen etwas, was die ganze Welt als Pflicht zu halten scheint. Islam verbietet das Bildnis des menschlichen Koerpers. Also gossen sie ihr kreatives Talent in geometrische Designs. Jetzt goss es auch draussen, kalt und gnadenlos. All die Bustouristen in den Fuehrungen jammerten ueber ihr Pech. "Alle Ferien muessen ja einen schlechten Tag haben" meinte einer als wir durch eine Baumarkade liefen, alle 10 Meter ein neuer Blickwinkel auf Steinboegen oder Heckenboegen, die sich stilmaessig komplementierten, und manchmal auch in Kontrast standen, so wie 2 Musikstuecke aus verschiedenen Epochen. Inzwischen tat es mir auch leid, dass es regnente. Aber gegeben, dass es regnente war dies der beste Regentag auf einer Fahrradtour. Nach all dem muss man sich fragen. Aber wo sind jetzt die Mauren ? Fuer 700 Jahre herrschten und siegten sie. Andalusia feiert ihren Einfluss auf Kunst und Kultur. Heutzutage kommen die Touristen in Busladungen angereist, um ihre ehemaligen Palaeste zu bewundern. Auf anderer Ebene koennen sich Paare fotografieren lassen, und erhalten dann ein zusammengeschnittenens Bild von sich als Sultan und Konkubine, in maurischen Palaesten liegend. Schlechter Geschmack kennt keine Grenzen. Aber das ist das Ausmass des Islams hier heutzutage. Keine Mauren, keine Mosleme, keine Scheiche. Die Mauren kehrten zurueck von woher sie einst kamen, auf die andere Seite des Endes der Welt, auf die andere Seite von Gibraltar und Cabo Sao Vicente, nach Afrika. Jetzt wo ich die Alhambra gesehen hatte, erschien mir mein hostal in voellig neuem Licht. Ja, sogern ich es auch bestreiten wuerde, diese gefuehrten Touren koennen die Observationsfaehigkeiten schaerfen. Mein wunderschoenes 15 Euro Zimmer war ein historisches Studentenheim. Aber das haette ich auch ohne die Alhambra gemerkt. Denn es lagen nur ein paar Meter Entfernung zwischen meinem Zimmer und der studierenden Studenten, nur ein paar Meter, gerade die Breite der Gasse und der Abstand zu den Gebaueden auf der anderen Seite. In meinem hostal hingen verschiedene farbige Teller im Innenhof. Sie priesen Gott und Wissen. Auf einem stand geschrieben so etwas wie : Brot zu essen, Wein zu drinken und studieren in Residencia Pedrolino, was koennte der Mensch im Leben noch schoeneres wollen ? Ein Student, der hier wohnte, konnte sich zweier Innenhoefe erfreuen, ueberfuellt mit Kachelgemaelden auf denen noch mehr Innenhoefe abgebildet waren, oder Szenen der Alhambra oder tapfere Kriegerszenen. Jetzt erkannte ich auch die Aehnlichkeiten mit der Alhambra. Auf einigen Kacheln stand der alte arabische Spruch "Nur Allah gewinnt", so wie in der Alhambra. Es scheint der einzige Spruch mit genug Weisheit, so dass er von den Erbauern der Alhambra als wuerdig der Dekoration gehalten wurde. Wenn man von seinem Zimmer aus dem 2ten Stock kommt, geht man durch einen arabischen Bogen, welcher eine Kopie aus dem Nasarin Palast sein koennte. Mit so viel Detail muesste man einen neben den anderen stellen und mit einem Vergroesserungsglas Vergleiche anstellen, nur um festzustellen ob sie wirklich gleich oder nur aehnlich sind. Andere Kacheln enthielten ein Muster, dass einer 3 dimensionalen polygonischen Schlange gleicht, auch ein populaeres Nasarinisches Subjekt. Was an Wandflaeche noch unbeschmueckt blieb, wurde von Bruegel Reproduktionen behangen, welche Kriegerszenen aus der alten Welt zeigten. Dieser kleine Innenhof war eine richtige Welt in sich selbst. Mit 10 Quadratmeter Himmel darueber, konnte man den Himmel sehen. Aber die Sonne schien nie direkt herein. Ein lebensgrosses Kruzifix schmueckte eine Wand des Innenhofs. In der Mitte stand ein Brunnen, der aber nicht mehr funktionierte. Alles war verbunden durch Zierpflanzen, welche die Saeulen hoch und auf die verzierten Eisenbaenke krochen. Ueber einer grossen Tuere stand in blau "Comedor" (Speiseraum). Er war nicht mehr in Service. Das Zimmer war auch ausserordentlich ruhig - ausser wenn jemand die Toilette spuelte, welches klang als ob eine Jahrhundertflut eine bedeutende Landform ueberschwemmte. Der Grund fuer diese Ruhe war wahrscheinlich die Tatsache, dass hier, ausser mir, nur ein paar Bustouristen aus noerdlichen Laendern untergebracht waren. Dieses hostal war das interessanteste Innenhof Hotel in dem ich uebernachtete. Es aehnelte all den Hostales in Sevilla, die ich nur oberflaechlich sah. Sie waren alle voll. Nein, dieses in Grananda war noch schoener. Beim Verlassen Granandas, fuerte mich meine Route um den suedlichen Rand der Sierra Nevadas. Es ist die gleiche Route, welche die Mauren folgten als sie aus Granada flohen. Die Doerfer zu denen sie flohen, waren meine naechstes Ziel, die Alpujarra Doerfer, auf halber Hoehe der Sierras. Die Fahrt dorthin beanspruchte einen Tag, die Haelfte um sich aus den Vororten auszubuddeln. Die andere Haelfte wird man von kurzen Blicken der Bergspitzen angelockt. So richtig interessant wird die Strasse nach Lancharon. Dort folgen enge Kurven jeder kleinen Falte im Hang. Die Strasse faengt an sich nach oben zu karven. An diesem ersten Tag sah ich relativ wenig von der spektakulaeren Schoenheit des Alpujarra Passes und der Poquiera Schlucht. Es schneite und regnete einmal wieder. In Boubion beschloss ich die Fahrt fuer heute zu enden. An dem Abend schaute ich mir das Tretlager etwas naeher an und bemerkte, dass der inner fordere Zahnkranz fast den Rahmen beruehrte. Anscheinend war eine zu kurze Spindel, die in La Linea installiert wurde, Schuld daran. Noch etwas worueber man sich Sorgen machen kann. Mehr darueber spaeter. Essen gehen auf iberisch Der 8te Mai war der Tag, an dem ich es lernte wie man auf der iberischen Halbinsel richtig essen geht. Wie koennte man die Gewichtigkeit dieser Errungenschaft besser zum Ausdruck bringen, als wie die Liste der misslungenen Versuche aufzufuehren die zuvor kamen ? Den ersten erfolglosen Versuch in Lissabon hatte ich schon erwaehnt. Unabgeschreckt von diesem ersten Versuch, verging nur eine einzige Woche bis ich es wieder versuchte. Die Stadt war Sagres, Portugal. Surfer aus der ganze Welt kommen hier um sich auf den Wellen zu tummeln. Surfer entwickeln auch einen grossen Hunger, aehnlich wie Fahrradtouristen, und bestimmt wollen sie etwas substatielles essen bevor die Nacht faellt. "Surfer's Special, Gemuese Pie, all you can eat 5 Euros" stand auf dem Zeichen. - Genau das was ich suchte. "Nur noch 10 Minuten und es ist fertig" versprach der Inhaber auf englisch, und ich setzte mich. Eine dreiviertel Stunde spaeter, um 7 Uhr, war immer noch kein Zeichen von irgend igend etwas Essbarem im ganzen Platz. Diesmal war die Antwort "Ich rufe mal die Kueche an ... Vielleicht noch 10 Minuten, vielleicht auch laenger". Am Ende bekam ich nichts zu essen in diesem "all you can eat restaurant". Es ist einfach so, Spanier und Portugiesen essen zu Abend viel spaeter als wie ich es gewoehnt war. Zu der Zeit, wo sie richtiges Essen servieren, schlafe ich normalerweise schon. Man erwrartet von Touristen dass sie sich den hiesigen Gewohnheiten anpassen. Also, der Schluessel etwas zu essen zu finden, war ein Restaurant welches ausschlieslich fuer Touristen gedacht ist. Mit Hilfe des "Let's go Portugal" Fuehrers, spuerte ich die Bar Casa Rosa in Lagos auf. "Riesige Portionen fuer so gut wie nichts" verprach mein Buch in spruehenden Worten. Casa Rosa war von den Briten, fuer die Briten gemanagt, in Portugal. Das war meine Chance, ein Abendessen vor 9 Uhr Abends zu bestellen, dachte ich. Ich war der einzige Gast, aber zumindest war die Kueche offen. Oder noch wichtiger, sie zeigten sich bereit eine warme Mahlzeit zu dieser ungewoehnte Stunde zu bereiten. Also, 2 Mahlzeiten, um genau zu sein. Es scheint "riesige Portionen" haben fuer Radfahrer eine andere Bedeutung als wie fuer "let's go" Reisefuehrerautoren. Die Portionen waren mikroskopisch. Sie waren gerade gross genug so dass es einem nicht auf den verstimmten Magen nach durchzechter Nacht schlaegt. Was habe ich eigentlich erwartet. Es war eine Bar. Ich dachte, dass ich einen letzten Versuch machen wuerde. Eine Woche spaeter in Granada war es dann so weit. Ich spuerte ein chinesisches Restaurant auf. Chinesische Restaurants haben mich noch nie in der ganzen Welt enttaeuscht. So gut wie immer bekam ich dort schmackhafte Mahlzeiten mit grosszuegigen Portionen. Dieses hier hatte sorgar ein "menu del dia". Es war 5 Uhr und offen. "se sirve todo el dia ?" fragte ich, und erwartete keine positive Antwort. "Si, todo el dia" kam die Antwort ueberraschenderweise. Jetzt konnte mich nichts mehr stoppen. Ich wuerde endlich eine phantastische Mahlzeit serviert bekommen, mit genuegend Zeit danach um mich auszuruhen und fuer den naechsten Tag vorzubereiten. Ich ging nur noch zum Hotel zurueck um mein Fahrrad etwas zu erleichtern. Als ich 10 Minuten spaeter zurueck kam, hingen Rolladen davor als ob ein Krieg anfangen wuerde. Es ist einfach nicht gesellschaftlich akzeptabel in dieser Gegend vor 8 oder 9 Uhr abends zu essen. Es ist egal ob Du eine Tourist oder der Koenig von China bist, und es ist egal ob das Restaurant chinesisch ist oder fuer hungrige Surfers aus der ganzen Welt gedacht ist. Wenn du vor 8 Uhr essen willst, isst Du Brot, oder Du musst kochen. Ich erwaehnte es schon zu Anfang, der 8te Mai war das magische Datum. Endlich lernte ich wie man auf Iberisch essen geht. Es war ein Regentag. Ich musste im Hotel bleiben. Das Hostal in Bubion war vollkommen anders als all die anderen spanischen hostales, die ich zuvor erlebte. Es glich mehr einem Berghotel irgendwo in Oesterreich. Die Gaeste sassen um einen Feuerplatz im Gemeindezimmer. Das Gebaeude hatte dicke weisse saubere Waende, geschmueckt von Fotografien und malerischen Motiven aus der hiesigen Gegend. Auf einem Zeichen an der Wand stand geschrieben "silencio, por favor". Im Tiefland waere das skandaloes. Ruhe ? Wer braucht Ruhe ? In Ruhe, kann man zum Beispiel lesen. Eine grosse Menge Lesematerial war bereit gelegt, falls es regnet. Anscheinend regnete es oefters hier. Dort im ruhigen Gemeindezimmer kam ich mit Hugo, einem technischen Zeichner aus Edinburgh jetzt im "Ruhestand", in das Gespraech. Andere verfolgten gespannt die psychologischen Quirks eines amerikanischen Paerchens auf dem Video - es war ein amerikanischer Film. Hugo las ein sorgfaeltig eingeschlagenes Buch und schrieb eine kuenstlerische Postkarte. Er hatte eine ruhige Umgangsform and bemuehte sich nicht zu laut zu reden. Das koennte die Entwicklung der psychologischen Probleme des amerikanischen Paerchens auf dem Fernseher gefaehrden. Es stellte sich heraus, dass er Bubion seit 17 Jahr besucht hat. Er kannte den Buergermeister und eine ganze Reihe von Einwohnern. Sein Zimmer war das beste im ganzen Haus. Es war das einzige mit Kueche, obwohl er sie noch nie benutzt hat. Aber er bekam es ohne je danach zu fragen, und ein Grund zur Beschwerde ist es wirklich nicht. Es dauerte ein Weilchen. Aber jetzt komme ich zum Punkt. Mit Hugos Hilfe lernte ich wie man auf iberisch essen geht. Der Geheimtip ist, man muss trinken gehen. In einer kleinen Bar bestellten wir kleine Biere. Dafuer bekamen wir "tapas". Das sind kleine kostenlose Hoeflichkeitsportionen. Nicht ueberall sind sie kostenlos. In der Tat, die Tatsache ob sie kostenlos oder nicht sind, kann benutzt werden um das Lokal als touristisch oder untouristisch zu bestimmen. Wenn verlangt wird fuer die tapas zu bezahlen, ist man in einem Lokal fuer Touristen. Wenn kleine Teller von "patas a la pobre" ungefragt neben einem auftauchen, dann ist man in einem Lokal fuer Einwohner. Bald danach isst man zu Abend mit Brot und heissem Schinken oder Fleischknoedeln. Kleine Teller mit Lunge oder Innereien erscheinen scheinbar aus dem Nichts neben Deinem Bier, bekleidet von einem Laechelen des Bartenders. In der Bar, die Hugo mir zeigte, war die Hauptbeschaeftigung Kartenspielen. Es war ein Lokal, wo die tapas reichlich und kostenlos waren, und wo die Schinken ueber der Bar zum trocknen hingen. Jetzt verstand ich auch warum man sie als geraeuchert bezeichnet. Die Groesse des Bieres, das man bestellte, war unwichtig. Man konnte das grosse "tubo" oder ein kleines Bier bestellen. Was wirklich Bedeutung hatte, war die Serie von tapas, die mit dem Bier kamen. Konsequenterweise trank jeder grosse Mengen von kleinen Bieren, Bieren ungefaehr der Groesse einer Kaffeetasse. Kleine leere "Biertassen" standen in solchen Mengen auf den Tischen, es reichte fuer 6 bis 7 pro Person. Da tapas kostenlos waren, konnten sie fuer andere Sachen benutzt werden. Sie konnten zum Beispiel im Wettbewerb mit der Bar des Buergermeisters auf der anderen Strassenseite benutzt werden. Sie konnten als Lockmittel dienen, damit der Kunde so oft wie moeglich zurueckkommt. "Was fuer ein Super Tapa Deine Mutter wieder gemacht hat" meinte Hugo zum Bartender mit einem Blick der tiefen Wuerdigung. Die Mutter des Hauses war fuer die Kueche verantworlich. Ich ass sehr gut an diesem Abend, und ich trank auch gut. Als ich so viel gegessen, getrunken und geredet hatte wie ich konnte, war ich auf eine ruhige Nacht bedacht. Aber Hugo fing gerade erst an, seine Runden zu machen. Endlich hatte ich er fertig gebracht in Iberien essen zu gehen. Trotzdem, diese Methode kann nicht nach einer langen schweren Nachmittagsfahrt angewendet werden, wenn man essen muss um zu ueberleben, bevor man etwas alkoholisches trinken kann. Das ist sehr schade. Ich fiel wieder in meine alten Gewohnheiten zurueck, und zwar vorsichtig etwas Wasser auf dem Balkon mit meinem Camping-Gaz Herd zum kochen zu bringen. Dann konnte ich etwas Maggie Suppe, Nudeln, frisches Gemuese, und Kaese oder gekochtes Fleisch dazufuegen, und hatte eine nahrhaftes Essen, waehrend der Rest Spaniens auf Siesta war. Cola Dosen und die Kunst der Fahrradreperatur Der naechste Morgen war wolkenlos. Endlich konnte ich die herrliche Landschaft sehen. Diese Seite der Sierras Nevadas war sehr anders als die noerdliche Seite nach Granada zu. Ueber eine Entfernung von ungefaher 50 km Luflinie, fallen die 3000 m hohen Sierra Kaemme bis zum Mittelmeer ab. Tiefe Taeler kerben sich durch mehrere Oekozonen. Bubion befindet sich in einem dieser Canyons, auf halber Hoehe aber innerhalb 15 km des Bergkammes (auch Luftlinie). Es ist eines von 3 Taelern, alle innerhalb ein paar km von einander im Poqueira Tal. Das hoechste dieser Doerfer wird als das hoechste in ganz Spanien angepriesen. Skidoerfer zaehlen anscheinend nicht, denn das Riesenbauunternehmen auf der Mulhacenstrasse liegt hoeher. Capileira das hoechte Dorf im Poquira Tal liegt gerade an der Baumgrenze. Bubion und Capileira klammern sich an die Talwaende ueber steilen Taelern. Die Fahrt hier ueber den Alpujarra Pass fuehrte ueber nackte Berge, mit vereinzelten Kakteen bewachsen. Aber hier oben wird die Strasse von den Blaettern an den Baeumen direkt verschluckt. Der erste oberflaechliche Eindruck ist der eines Dorfes im Fussgebirge von Nepal, welches sich an den gruenen Haengen und den angelegten Landterassen fest haelt. Die Landterrassen wurden zuerst von den Mauren errichtet, welche die Doerfer bewohnten, nachdem sie von Granada vertrieben wurden. Es war ihre letzte Zuflucht. Hier leisteten sie Widerstand gegen den gezwungenen Uebertritt zum Katholizismus bis 1568, als ein letzter Revolt zur entgueltigen Vertreibung der Mauren aus Spanien fuehrte. Als christliche Familien gezwungen wurden, diese Doerfer danach zu besiedeln, wurden 1 oder 2 maurische Familien zurueckbehalten, um den Neusiedlern den Umgang mit den Terrassenbewaesserungssystem vertraut zu machen. Die Terrassenlandschaft muss auch Heimatgefuehle im geistigen Oberhaupt der Tibeter, dem Dalai Lama, erweckt haben. Hoch auf einer Flanke des Poquiera Tales steht ein buddhistischer Tempel. Der Dalai Lama erkannte auch seinen Nachfolger in einem Platz nicht weit von hier, in Granada. Man merkt schnell, dass man nicht in Nepal ist. Dier Haeuser sind mittelalterlich zusammengeschachtelt. Die weissgetuenchten niedrigen Haeuser haben flache Daecher, halb Meter dicke Waende, und sind mit einem majestaetischen maurischen Schornstein gekroent. Im Inneren findet man jede moderne in Europa uebliche Vorrichtung, und die 2 kleinen Geschaefte verkaufen Gebaeck, Kaese und Brot genau wie 1500 m niedriger. Der Tag war perfekt fuer eine herrliche Fahrt hoch zur Schneegrenze. Ich dachte mein groesstes Besorgnis waere vielleicht, dass ich micht mit dem Fotografieren nicht baendigen konnte und zu viele Bilder machen wuerde. Fuer eine halbe Stunde fuhr ich auf die 3000 Meter hohe weisse Wand hinzu, die vor mir in der Sonne glaenzte. Aber man verrechnet sich leicht mit dem Wetter in den Bergen. Eine Stunde spaeter und 500 Meter hoeher, war ich wieder in Wolken so dick wie Erbsensuppe. Ich bekam ein paar fluechtige Blicke von Mulhacen, genug fuer eine Ahnung der Riesengroesse der Landschaft. Aber fuer heute war es das Ende der Show. Der Vorhang kam herunter. Man konnte noch auf ein kurzes Encore hoffen, vielleicht ein fluechtiger Blick, als eine duenne Wolke nochmal kurz ihren Schleier hebt. Aber es passierte nicht. Zeit zum Heimgehen. Als ich endlich nach unter rollte, traf ich einen Fahrradfahrer in der anderen Richtung. Er sah so aus als ob er gerade auf einer kurzen Einkaufsfahrt waere, vielleicht zum Baecker um Brot zu kaufen. Aber hier oben gab es keine Baeckerei. Er hatte keinerlei drum und drann, womit wir Radfahrer uns gerne auszeichnen. Er trug Jeans anstatt Radhosen. Radler tragen gerne Jerseys mit kostenloser Reklame fuer grosse Firmen. Er hatte nichts davon. Ein einfarbibes Rad, ein einfarbiges Hemd mit Knoepfen, blue Jeans und eine Art von Kappe. Ah - aber er hatte Satteltaschen, und sie sahen aus als ob sie ein paar km hinter sich haetten. Manchmal muss man etwas naeher hinschauen. Anton war seit 3 Wochen unterwegs. Er war auf einer Urlaubstour von Barcelona nach Granada. Fuer ihn hatte Urlaub eine besondere Definition. Wenn man lange genug amerikanische Reklame am Fernseher sieht, wird man davon ueberzeugt, dass "Urlaub" bedeutet, man bucht ein 4 Stern Hotel ueber Expedia.com, moeglichst ein halbes Jahr im Voraus. Man wird dazu ueberredet dass jedes kleine Detail im Leben vorarrangiert sein muss. Anton's Urlaub war nicht in jedem Detail vororaganisiert. Urlaub fuer ihn bedeutete das Schlafen unter Zuschaueraufbauten in Sportplaetzen, auf Bauplaetzen, im Park und Wald nur wenn es trocken ist. Bis jetzt gibt es noch keine Internet Site, die sich mit Unterkuenften dieser Art beschaeftigt. Er hatte einen Schlafsack aber kein Zelt dabei. Er verlies sich auf andere Bauten um nachts trocken zu bleiben. Er hatte keinen Herd dabei. Er ass nur Supermarket Essen oder Pizza. Vielleicht geraetst Du in Versuchung zu der Meinung, dass dieser Stiel des Fahrradtourens seine Ursache in der Geldnot hat. Warum sonst wuerde man auf den modernen Komfort verzichten ? Aber du haettest Dich geirrt, zumindest in diesem Fall, genau so wie ich mich geirrt habe. Anton war auf einer 3 woechigen Urlaubsfahrt von seinem Beruf als Maschinenbauer. Wir hatten eine grossartige Unterhaltung. Es gab viel zu besprechen. Er hatte ein besonderes Observationsfaehigkeiten in dem was er an der Strasse sah, spezialisierte Sachen, Bruecken, verlassenen Bahnhoefe, Strassenkonstruktionsmethoden, Sachen die auch mit seinem Beruf zu tun hatten. Das Photgrafieren von Bahnhoefen, ob stillgelegt oder im Betrieb, war auch schon immer eines meiner Schwaechen. Es gab keinen Grund zur Eile. Er hatte zuerst auch vor hier ueber die maechtige Sierra Kette zu fahren. Aber es sah nicht so guenstig aus, mit den Wolken, welche die Lanschaft aufsogen. Es war guenstiger einfach hier zu bleiben und ein Weile zu reden. Wir fuhren noch einmal ein Stueckchen nach oben, nur fuer den Fall, dass es noch einmal aufklaeren wuerde. Aber das passierte nicht. Als ich umdrehte um nach unten zu rollen, merkte ich, dass der innere vordere Zahnkranz den Rahmen beruehrte. Anscheinend hatte sich die Spindel abgenutzt, so dass der Zahkranz immer naeher zum Rahmen rueckte. Das praesentierte ein Problem. Ich muesste den inneren Zahnkranz abnehmen und mit den restlichen 2 auskommen, in den Bergen. Ich glaub ich erwaehnte schon dass Anton gelernter Maschinenbauer war. Anton nahm seinen Beruf mit sich. Die Tatsache, dass der Zahnkranz sich immer weiter an den Rahmen naeherte war ein Zeichen der Abnutzung. Aber zu dieser Folgerung braucht man keine 10 Jahre Erfahrung als Tour de France Mechaniker. Das wusste ich auch. Aber - es war der Zahnstern der sich abnutzte, nicht die Spindel. Das wusste ich nicht. Der Zahnstern ist aus weicherem Metal. Konsequenterweise wenn die beiden Teile nicht genau aufeinanderpassen, oder wenn Dreck dazwischen kommt, wetzt sich die Verbindung am Zahnkranz ab und der Zahstern naehert sich dem Rahmen. Die Spindel aus La Linea passte nicht auf diesen Zahnstern, der Zahnstern war abegnutzt, oder beides. Jetzt brauchte ich einen neuen Zahnstern. Ich lernte, dass mein Problem eine mittelfristige Loesung haette. Man brauchte nur eine weggeworfene Cola Dose irgendwo am Rand der Strasse suchen. Dann musste man einige kleine Streifen davon abschneiden. Diese konnten zwischen den beiden Teilen eingefuegt werden, und der Zahstern wuerde wieder eine respektable Entfernung vom Rahmen haben. Ich haette nie gedacht, dass ich so etwas sagen wuerde. Aber weggeworfene Cola Dosen sind Mangelware, hier oben auf den wilden oberen Haengen der Sierra Nevada. Tatsaechlich gab es ueberhaupt keine. - Keine Sorge, eine Tabakdose konnte in der Not auch noch dazu angegwendet werden, meinte Anton. Er hatte eine. Sie diente als Werkzeugdose fuer die kleineren Artikel, so wie Tretarmabzieher. Aber er hatte auch groessere dabei, zum Beispiel einen 40 cm langen Schraubschluessel, um das ganze Fahrrad in Teile zerlegen zu koennen, wenn er es als Gepaeck auf internationalen Zuegen mitnehmen wollte. Die groesseren Werkzeuge waren in einer 3/4 Meter langen Werkzeugtasche eingepackt. Die Werkzeuge die er dabei hatte, wuerde man im Lastwagen eines Handwerkers erwarten, aber nicht in den Satteltaschen eines Radtouristen. Er hatte alles was man braucht um zu zeigen was er vorschlug. Und er wollte es mir zeigen. Also operierten wir an meinem Fahrrad mit seinem Schweizer Armeemesser und einer ganzen Palette anderer Werkzeuge. Er war der Chefdoktor. "Und jetzt bitte die Tabakdose". Die Operation war anscheinend erfolgreich. Aber es kann sein, dass es nicht lange haelt, warnte er mich. Das war also nicht einfach irgend ein Tag auf irgend einer Fahrradtour. Viel passierte. Ich hatte eine Demonstration in der Kunst der Fahrradreparatur, gerade an dem Zeitpunkt wo ich sie am meisten brauchte. Ich schulde ihm eins. Es war ein Argument dafuer mehr Werkzueg mit sich zu fuehren und weniger Siegerjerseys. Hiernach wollte Anton immer noch versuchen ueber die Sierras zu gelangen. Ich fuhr nach Bubion zurueck, mit dem Plan irgendwo einen Fahrradladen mit den passenden neuen Teilen zu suchen. Das Kleid der Berge (die Alpujarra Strasse) Aber zuerst gab es einen weiteren Abend in Boubion. Ich war auf die Anwendung, was ich im Fach des Essengehens gelernt hatte, gespannt. Die tapas erschinen wie Mana vom Himmel und das Bier floss diesen Abend unter den geraeucherten Schinken. Connor, der irische Wanderfuehrer, zeichnete mir eine Karte mit Route zu eine Radgeschaeft in Orgiva. Am naechsten Morgen rollte ich zur Fahrradreperatur nach Orgiva auf 900 Mertern, mit Plan der Ruckkehr zu tapas und mehr Bier auf 1750 Metern. Das Problem mit dem Plan wurde auf 900 Metern ersichtlich. Es gab kein Fahrradgeschaeft in Orgiva. Da es Samstag war, gab es viele Rennradler, aber keine Geschaefte fuer die Rennradler. Die Bataillone der bunten Maenner auf ihren Colnago Rahmem waren auf ihren Wochenendtouren. Sie hatten eine wunderliche Ausruestung, zum Beispiel Raeder mit gerade genug Speichen um die Narbe im Mittelpunkt des Rades zu halten. Bestimmt hast Du sie schon bei einem Fahrradklub irgendwo in Europa oder Amerika gesehen. Sie wussten, wo man die letzten, leichtesten und grossartigsten Komponenten erwirbt, und sie wussten wo ich einen Zahnstern finden koennte. Sie versicherten, dass der naechste Platz Granada ist. Ich fuhr zu meinem Gepaeck in Boubion auf 1750 m zurueck. Eigentlich hatte ich keine Ahnung wie lang diese Reparatur halten wuerde, 10 km, 100 km, oder 1000 km. Ich bin schon mit gebrochenen Achsen gefahren, gebrochenen Rahmen, Speichen, Felgen, gerissenen Bautenzuegen und Reifen. Aber das hier war neu. Als ich bei meinem Gepaeck ankam hielt alles noch fest zusammen. Ich packte meine Sachen zusammen und folgte dem ersten Plan auf der Alpujarra Strasse weiter zu fahren. Aber nicht vor einem letzten Essen mit Hugo. Francisco, der Eigentuemer des hostals stiftete eine Menge frischer Bohnen fuer das Mittagessen. Hugo erzaehlte ueber seine letzten Besuche bei den Einwohnern, ueber die Pracht ihrer Bauernhoefe, den Geschmack ihrer hausgemachten Weine und Cognacs, ueber ihre Sammlungen von exotischen Voegeln und ihren beneidenswerten Lebensstil. Als Kontrast beklagte ich mich ueber La Linea Spindeln und "bottom brackets. "Mindestens habe ich Dich mit den Tapas ueberzeugt ?" meinte er. "Ja, das auf jeden Fall". Er erinnerte mich im Erscheinungsbild und Manierismus an einen alten englischen Freund zu einem Grad, der fast unheimlich war. "Noch niemals traf ich jemanden, der so gerne Rad faehrt wie du", meinte er als ich los fuhr. Bubion war mein Lieblingsort in den Alpujarras. Es liegt auf den letzten geteerten Kilometern, bevor die Strasse in festem Sand weiter ueber die Baumgrenze klettert. Es ist nicht der erste Haltepunkt auf dieser Strasse. Dort stehen all die Autos, die nur mal schnell halten wollen um einen Blick auf das Tal werfen, bevor es weiter geht. Es ist auch nicht das letzte Dorf an der Strasse, wo jeder uebernachtet befor es mit dem Trek in die Berge los geht. Boubion liegt dazwischen. Es ist ein Ort, wo abenteuerliche Franzosen hingehen, um mit dem Hangglider irgendwo zwischen Berg und Tal zu schweben. Es ist ein Platz, wo Frauen mit starken Haenden und Namen wie Dallas Love einen Lebensunterhalt als Pferdefuehrer verdienen koennen, wo die Musik im einzigen Hostal new age Flamenco aus dem Internet geladen ist, Music welche Ottmar Liebert eifersuechtig machen koennte. In Retrospekt war die Fahrt durch Boubion, Capileira und hoeher die spektakulaerste Strasse auf der iberischen Halbinsel fuer mich. Die Strasse weiter an den Alpujarras entlang bleibt auf ungefaehr halber Hoehe der Sierras. Sie schlaengelt sich links und rechts um Doerfer aufzusammeln. Aber sie fuehrt nie zum Boden des Tales oder auf den Bergkamm. Sie bleibt begrenzt von Abgrund und Bergkamm. Nach Osten werden die Alpujarras trockener. Die Himalaya Fussgebirge aehnliche Schoenheit wird zur Badlands Topography. Trevelez ist das naechte Dorf mit Geschaeften. "Die Schinken von Trevelez geniessen das hoechste Prestige" informierte mich meine Alpujarra Broschuere. Anstatt dessen fragte ich nach einem "taller" (Reperaturwerkstatt), nur aus Gewohnheit. Ich hatte nicht viel Hoffnung. - Kein taller weder fuer Autos noch Fahrraeder, obwohl beide gut verdienen koennten, meinte ein Ladeninhaber, nur Schinken. Gute 2 Dutzend haengen ueber ihm wie Stalagmiten in einer Hoehle. Es ist die schoenste gelegene Schinkenfabrik, die ich je sah. Aber wo ist das Vieh, von dem die auserwaehlten Koerperteile abgeschnitten wurden. Hier ist es zu hoch fuer muhende Geschoepfe. Mit solchen Ueberlegungen im Kopf fuhr ich weiter. Das heisst, wenn ich mir nicht ueber meinen Zahnkranz Gedanken machte - oder die gruenen, gleichmaessig steilen Haenge hoch schaute um dort oben einen weissen Brotlaib Berg zu erspaehen - oder in die felsigen Taeler starrte, erstaunt ueber all die moeglichen Fahrradtouren zu all den abgelegenen Doerfern - oder einem modischem Citroen 2CV zuwinkte, dessen Insassen mir jede Menge Platz beim ohnehin sehr langsamen Ueberholmanoever liessen, und wiederholt kurz hupten, nachdem sie mich ueberholten, nicht zuvor. Der Citroen 2CV hielt nach der naechsten Kurve vor mir an. Ein Paar stieg aus. Citroen 2CVs werden immer seltener. Hier ist also eine kurze Beschreibung : Sie haben die Form eines VW Kaefers, nur noch mehr so. Sie sind noch halbkugelaehnlicher. Ihre einzigartige Federung erlaubt ihnen die Strasse entlang zu schwenken aehnlich wie ein kleines Boot in einem Fluss. Wenn man einen 2CV faehrt, signalisiert man, dass man wichtigere Gedanken im Gehirn hat als die letzte Autoreklame. Das Paar aus dem 2CV bot mir ein Cola an. Natuerlich lehnte ich ab - bis sie es noch 5 Mal anboten, und ich es dann natuerlich annahm. Binnen kurzer Zeit ass ich ein luxurioeses Mal auf der Strassenseite. Es bestand aus Cordova Spezialitaeten, Quiche aehnlichen Mittagskuchen und Tomaten Kaese Dip, da mir leider genauere Ausdruecke fehlen. Die Haelfte des Paares war aus Granada, die andere Haelfte aus Cordoba. Anscheinend liebten sie sich gegenseitig und die Welt noch dazu. Beide waren Krankenschwestern. Ich erzaehlte ihnen ,dass ich auch stolzer Besitzer eines "relictos" sei, wie sie ihren 2CV liebevoll nannten. Meine relicto ist der VW. Sie erwischten mich gerade am Anfang meiner gewohnten Abendessenszeit. Aber die Geschaefte waren alle noch zu. Im Rueckblick ist mir der ungezuegelte Hunger, der sich ganz natuerlich an diesem Punkt des Tages entwickelt - noch vestaerkt, wenn konfrontiert mit solchen unwiderstehbaren Delikatessen, etwas peinlich. Ich kann mich erinnern, so etwas ist vor vielen vielen Jahren schon einmal passiert. Es war meine erste lange Fahrradtour, vor 30 Jahren. Fahrradtouren in den USA waren noch eine relativ exotische Art zu reisen, und ich sah aus wie ein etwas unterernaehrter Teenager, der wohl ein paar Kalorien gebrauchen koennte. Es passierte manchmal dass mir ein Cola oder andere Erfrischung angeboten wurde, ein oder zwei Mal. In den letzten 30 Jahren ist nichts aehnliches passiert. Kann das wirklich dieselbe Fahrradtour sein, wo ich mich selbt nicht mehr denken hoeren konnte, vor ein paar Wochen als all die Autos so schnell wie moeglich an mir vorbei rassen mussten ? Oestlich von Yegens fuehrt die Strasse endlich in das Tal. Ich blieb noch eine Nacht oben auf der falda, dem Kleid der Sierras, mit Sonnenuntergang auf die Badlands Topography. Dieser Teil der Alpujarras ist weniger populaer unter Fremden. Trotzdem hatte das Barmaedchen, dass mir ein Zimmer anbot einen englischen Akzent, und erzaehlte die Inhaberin sei irisch. Man kann weiter an dem Alpujarra Kleid Rad fahren, sich an dem Hang hoch und runter schlaengeln, so dass all die weissen Doerfer wie Perlen auf einer Kette aufgefaedelt werden. Aber meine Route wandte sich endlich Richtung Norden. Sie kletterte auf 2000 Meter, und lieferte ein gutes workout ueber die "puerto de las Raguas". Die Topography ist umgekehrt als wie man das von einem Pass in den Alpen erwarten koennte. Der steile Teil und die Strassenkehren sind unten am Pass. Auf dem oberen Teil saeumt ein dichter Nadelwald den Strassenrand. Desto hoeher man klettert, desto gerader und ebener wird die Strasse. Das ist alles in Einklang wenn man sich die Sierras wie einen riesigen Leib Brot vorstellt. Der Blick streckt sich ueber mehrere Bergketten, die immer weiter im Kuestendunst verschwinden. Wenn man einmal ueber dem Pass ist, verschwindet der Wald wieder, und man blickt jetzt ueber ein hohes trockenes Plateau, unterbrochen von einigen fernen Bergketten. Wenn man vom Norden auf die Sierras zurueck blickt, sehen sie aus wie Berge von denen alle gefaehrlichen Stellen abgefeilt wurden, keine Spur von kantigen Felsen. Ich kann nur eines sagen, Brotlaib. Der Fahrradtourist als Hoehlenbewohner Obwohl ich Granada vor rund 350 km und 5 Tagen verlassen hatte, war ich wieder innerhalb von 50 km. Es war wieder Land welches leicht fuer Granada Wochenendausfluegen zugaenglich war. Aber ein Teil von Guadix ist so unvorortaehnlich wie es nur geht. Guadix hat einen Hoehlenteil, wo die Einwohner schon seit Tausenden von Jahren in Hoehlen lebten. In der letzten Zeit sind viele davon Fremde. Also sollte es nicht als Ueberraschung kommen, als die erste Frau die ich nach hostales fragte, selbst waehrend der normalserweise verschlafenen Siesta Zeit, mir eine reizende Hoehle mit Kueche und Auswahl von 4 Schlafzimmern zeigte, alles fuer 15 Euro pro Nacht. Oder vielleicht war das einfach mein Glueckstag, wenn man den 2CV Vorfall bedenkt. Ich fragte noch nach, ob man hier irgend wo Lebensmittel an diesem Sonntag kaufen koennte. Sie fuhr mich in einem grossen rostigen Van zu einem tienda ein paar Block entfernt, und versuchte Miranda aufzuwecken, indem sie lautstark an die Tuer pochte, und danach ihren Namen in immer zunemenden Decibels schrie, so dass einem das Blut gerinnen konnte. Nein, das war nicht nur Glueck. Es handelte sich hier wirklich um eine Frau die aus ihrem Weg zu ging um einem zu helfen. Das Geschrei half nichts. Siesta ist Siesta. Aber ich konnte spaert zurueck kommen und Milch, Bier, Bananen, und Bohnen kaufen. Auf dem Weg bekam ich eine kurze Tour durch das Hoehlenviertel, zusammen mit Anweisungen zum Mirador, wo ich spaeter mein Pfeife in Ruhe rauchen konnte, und all die Schornsteine studierte, die aus dem weichen gemeiselten Stein empor standen. Wie lebt man in einer Hoehle in Guadix ? Es ist wirklich sehr schoen und tranquilo. Vielleicht ist es deswegen so eine populaere Moeglichkeit in ruidoso Espana. Die Zimmer messen ungefaehr 3.5 x 5 Meter, und sind von 2 Meter langen Gaengen aufgefaedelt. Wahrscheinlich gruben sie ein Zimmer zuerst. Neuere Zimmer kamen danach und gingen tiefer und tiefer in das Gestein. Die Waende sind rauh weiss getuencht, und der Boden ist praezisionsgekachelt, so wie alle anderen spanischen quartos. Die Wande sind ungefaehr 2.5 Meter hoch. Darueber erhebt sich das Dach nocheinmmal einen halben Meter in dreieckiger Form. Die Elektroverkabelung verlauft im Inneren am Zimmerrand unter der Tuenchung. Das einzige Fenster im ganzen 5 Zimmer Komplex ist eine kleine schliessbare Lueftung im Badezimmer. Diese Hoehle hatte ausserdem die ganze Einrichtung, die ein Haus zum Heim macht, ein altes Radio aus den 50er Jahren, eine Sammlung uralter Schluessel an der wand, einen Propan Tank zum Kochen, Teller mit Spruechen die ich nicht verstehe an der Wand, und einen Feuerplatz. Die Frau bestand darauf, dass ich sie erst am naechsten Morgen bezahlt werden wollte, als ich ihr das Geld am Nachmittag zuvor geben wollte. Sie wohnte 2 Bloecke entfernt. Sie musste also keine schlechte Erfahrungen mit der Vermietung an Fremde gemacht haben. Wir wollen hoffen das bleibt so, und die freundliche Atmosphaere wird erhalten. Aber dann, vielleicht war das wirklich wieder ein Glueckstag. Denn geregnet hat es ja auch nicht. Und das Tretlager brauchte nur um ein paar Grad angzogen werden. Ich hoffte, dass es noch eine Weile haelt. Es war mal wieder Zeit, mir selbst ueber die vorzuegliche Auswahl der Plaetze zur Mittagspause zu gratulieren - oder vielleicht mein Glueck. Es war so ruhig und friedlich her - kein Verkehr - fast keine Menschen - nicht einmal die 2 Uhr Vespa Raserei - wenn jeder der Irgendjemand ist einfach auf sein Vespa springen und seine Lieblingsjemand besuchen muss. Von meiner Bank auf einem Balkon aehnlichem Bluff in Alcun de Ortega, erstreckte sich die Aussicht kilometerlang ueber farbige Badland Huegel. Badland Huegel ? Ja ! Broeckelndes Elephantenhaut Gestein, zinnoberrote Halbwueste, Landschaft mit Streifen wie eine Torte, die Art von Landschaft von der ich immer dachte sie waere von Sued Utah patentiert. Er war sehr ueberraschen sie hier in Andalusien zu finden, immer noch innerhalb einer paar stuendige Autofahrt von Grananda. Es bekraeftigte noch einmal die Lebensqualitaet dieser Stadt aus meiner Sicht. Ein Blick auf die Karte half dieses unwahrscheinliche Panorama zu erklaeren. Die grossen weissen Brotlaibe im Sueden, die Sierra Nevada, hielten den Niederschlag vom Mittelmeer ab. Nicht nur das, Berge lagen in allen Richtungen, knorrige klumpenaehnliche Schiefergebirge, grossflaechige geneigte Grasflaechen die zu ihnen hoch fuehrten, besprinkelt mit Olivenbaeumen. Fuer mich ist es die interessanteste Landschaft - semiarid. Es ist das semi im semiarid, das es macht was es ist. Es ist kein Wald. Es ist keine Wueste. Es ist immer eins oder das andere, order etwas zwischen den beiden. Genau was es an einem bestimmten Platz ist, kommt auf die Topography an. Man muss selbst hinfahren um es herauszufinden. Die grosse Ruhe in Alicun de Ortega hatte eine Erklaerung. Ich war einmal wieder am Ende der Strasse. Meine Sammlung von Landkarten, kartographiert von einem ganzen Sammelsurium von privaten Firmen und Regierungsanstalten zeigten allerhand Strassen. Aber die Strasse war genauso zu Ende wie all die anderen die ich schon fuhr, und diese waren sehr zu Ende. Allerdings lernte ich durch ein Gespraech mit einem Lehrer, dass ein Kern der Warheit in diesen Landkarten enthalten war. Es gibt einen Weg, aber keine Strasse, welche noerdlich bis Pozo Alcon und der Sierra Castril durchfuehrt. Das hoerte sich wirklich wie eine grossartige Mountain Bike Tour an. Aber ich ueberliess sie den mountain bikern von Grananda. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Gegend noch schoener ist als auf meinem Umweg Richtung Huelma, und ich blieb trotzdem auf einem engem, verkehrslosem, wunderschoenem, ausgebaessertem Streifen Teer bis nach Guadahortula. 230 Meilen in ungefaehr 11 Tagen umfasste die Strecke von Granada bis zu diesem badlands Streifen. Dabei sind 3 in Granada und 3 in Bubion. Wenn man all die Tage, an denen ich wegen Problemen nicht weiterfuhr, zu den Tagen an denen ich nicht weiterfuhr weil es dazu zu schoen war, addiert, kommen eine ganze Menge Tager heraus. Nach 1650 Meilen und einem Monat langer Fahrradfahrt, war ich meinem Ziel in Deutschland nicht naeher als ich anfing. Der Gedanke machte sich breit, dass ich nie dorthin gelangen wuerde. Von hier an ging es auf mehr direkter Route nord und ost. In den naechsten 3 Tagen fuhr ich ungefaehr so viele Kilometer wie in den vorhergehenden 11. Ich war nur noch 2 einhalb Tage in Andalusien. Waehrend dieser Zeit fuehrte meine Route durch das Gebirge west und nordwest von diesen badlands. Zuerst kam die Sierra Magna, ein semiarides Gebirge mit oben bewaldeten Kaemmen. Nach einem halben Tag modernem glatten Asphalt, drehte ich auf eine Serie von inzwischen zusammengewachsenen Schlagloechern Richtung Cazorla ab. Cazorla, an einen Berghang geklebt, hat die Grenze zu seinen Fuessen schon mindestens fuer 1000 Jahre ueberwacht, auch wenn sich die Voelker auf beiden Seiten mehrmals geaendert haben. In der Stadt selbst gab es zuerst Roemer, dann Iberianer, und dann das Volk, das all die Wachtuerme gebaut hat die man heute sieht, mal wieder Mauren. Die Stadt ist in allen internationalen Reisefuehrern beschrieben. Also sieht man aeltere nordeuropaeische Herren auf Wanderschaft in kurzen Hosen mit Skistoecken als Wanderstaeben auf dem Weg zu den Burgen. Ein kurzer Umweg nach La Ioula zeigt Ueberbleibsel eines Wachturms, hoch auf einem Kliff, wo man sich wirklich wundert, wie sie all die grossen Steine dort hoch transportiert haben moegen. Noerdlich von Cazorla kam die Zeit adios zu Andalusien zu sagen. Danach hat man noch einen Tag sich an den Gedanken zu gewoehnen, dass man wirklich aus diesem faszinierendem Land heraus faehrt. Das adios kommt in Teilen. Der letzte Tag in Andalusien ist ganz anders als die vorhergehenden. Die lange Klettertour nordwestlich von Cazorla ist das eigentliche adios zu Andalusien. Sie fuehrt ueber einen weiteren "puerto de las Palomas" (Pass der Tauben)", ein Name der fuer die hoechsten und schoensten Paesse Iberiens reserviert zu sein scheint. Man nehme Abschied von den wie auf Kaestchenpapier gepflanzeten Obstbaeumen, die sich in allen Richtungen zum Horizont strecken. Hier ist das Ende der mathematisch exakten Landschaft, der praezisionsgepflanzten Gaerten auf den Huegeln. Diese Landschaft ist fuer den Fahrradtouristen in Andalusein Gang und Gebe geworden, und bei dieser Klettertour sieht man sie das letzte Mal. Von hier oben sieht es fast aus wie eine Gitternetz Landkarte, die auf einem Computer dargestellt ist. Die dunklen Baeume stehen auf hellem sandigem Boden. Diese mathematisch anmutende Landschaft ist menschlich erschafft und erhalten, und produziert Frucht fuer Europa und weiter. Auf der anderen Seite des Passes sieht die Umgebung vollstaendig anders aus. Dunkler schattenspendender Nadelwald dominiert die Sierra Cazorla und seine Taeler. In 2 Tagen seit Alcun de Ortega hatte ich sein Gegenteil erreicht. Hier wird der Niederschlag aus dem Norden von den Wolken gerungen. Allerdings war frueher ein groesserer Teil Suedspaniens bewaldet. Das noerdliche Ende der Sierra Segura (so heist die Sierra Cazorla auf der anderen Seite der Strasse) enthaelt eine weitere Bergdorf Ueberraschung, Hornos. Am folgenden Tag bereitete ich mich auf eine weitere lange Klettertour vor, ueber die Puerta las Seguras. Allerdings ist diese Puerta kein Puerto. Ich muss besser auf das Geschlecht der Gegenstandswoerter aufpassen. Puerto heisst Pass. Puerta heisst Tuer oder Schlitz, und die puerta de las Seguras ist in Wirklichkeit ein Dorf, das in so einer Bergtuer sitzt. Es ging immerzu bergab. In der Sierra Segura gibt es weitere verlassene Nebenstrassen und Bergdoerfer. Allerdings fuhr ich geradezu Richtung norden, aus Andalusien heraus auf einer Haupt N bezeichneten Strasse. Trotzdem war kaum Verkehr darauf, dafuer maechtige Steinviadukte einer stillgelegten Eisenbahnlinie und verschiedene Bahnhofsueberreste, alles auf einer Flaeche vor einer weitentfernten Bergkette im Westen begrenzt. |