Home, James

Deutschland


-Heimatliche Raderlebnisse
-Die Quelle der Donau
-"Leidenschaftlicher Rennradfahrer sucht noch leidenschaftlichere Rennradfahrerin" oder "die Tour der hart gekochten Eier"
-Der moegliche Zusammenhang zwischen Brot, Ofenrohren, und Fahrradfahren
-Flussradeln in Deutschland
-Der Radpilger 
-Unbefugte sind hier nicht befugt
-Von den Burgen am Rhein zu den Wohnwagen an der Lahn
-Wasser von oben, anstatt Wasserburgen
-Wasserrouten Radeln, die Fortsetzung
-Zimmer mit Broetchen
-Aussteigmanoever fuer Einsteiger


Heimatliche Raderlebnisse

Es ist immer ein besondered Moment wenn man nach  langer Fahrt durch fremdes Land, mit dem Rad Heimaterde beruehrt. In meinem Fall handelt es sich eher um Erde die nach 30 Jahren noch etwas geheimnisvoll heimatliches an sich hat. Auf dieser Tour war dieser Moment nicht so konkret identifizierbar. Ich hatte schon so ein heumatliches Gefuehl als ich bei Ina und Hans in Italien zu Gast war. Dort konnte ich schon deutsch sprechen. Dort hatte ich auch Zugang zu all den Medien die von "daheim" berichteten. Das naechste heimatliche Zucken ueberfiel mich in Sisikon, in der Schweitz. Das Wetter war heimatlich. Drausen regnete es. Der Blick auf den Regen war durch Gardienen, Gardienen die transparent genug sind um das Licht durch zu lassen, aber nicht die Detailfuelle des Strassenbildes vermitteln. Dieser zusaetzliche Filter gibt dem Regenwetter ein ganz besoderes Erscheinungsbild, dass die Erinerung anschuert, zumidest wenn man hinter solch aehnlichen Gardienen aufgewachsen ist. Auf dieser Seite der Gardienen wurden frische Broetchen serviert, wieder ein Brauch der deutsche Heimat in Fluten zurueck brachte. Auserdem war mein Zimmer unter dem Dach, also ein zeltfoermiges Zimmer, ganz so aehnlich wie ich fuer einige Jahre meiner Kindheit lebte.

Am naechsten Tag hatte ich dann noch ein "Fremden-Erlebnis". Es war die vorher beschriebene Fahrt am Zuger See entlang. Die Unterkunftsuche ab Otterbach wurde wieder recht schwierig. Ich fuhr weitere 30 km bis fast ueber die deutsche Grenze bis ich etwas passendes fand. Aber gerade vor der deutschen Grenze, in Koblenz, Schweiz fand sich ein preiswertes Angebot. Es handelte sich um ein Miethaus fuer Gastarbeiter. Meinen Frankenreservoir hatte ich so geplant dass es gerade bis heute Abend reichen wuerde. Aber ganz reichte es doch nicht. Das sei kein Problem, meinte die Mietsfrau. Sie wuerde Euros oder Franken als Bezahlung akzeptieren. Mit so vielen Sprachen und Herkuenften der Gaeste um mich herum, konnte ich mir das gut vorstellen.

Als ich die Rechnung am naechsten Tag etwas naeher anschauern, kam mir der Betrag der Resteuros etwas hoch vor. Als ich die Mietsfrau darueber fragte meinte sie "Ja das ist schon ein bisschen mehr. Aber ihnen nuetzen die Franken ja nichts." Ich informierte sie darueber dass man selbst die letzte Frankenmuenze in jeder Tankstelle an der Grenze in Euros umtauschen kann, und dass zu besseren Umtauschabgaben. Sie wusste das natuerlich, aber hoffte dass ich das nicht weiss. Als sie merkte dass die Ueberzeugungskraft ihrer Erklaerung wohl doch nicht ueberwaeltigend war, meint sie  "Das ist das Drinkgeld fuer das Zimmermaedchen". Fuer mich waren es nur ein paar Euros. Aber man kann nur ahnen unter welchen Bedingungen die armen Gastarbeiter hier ausgenommen werden.

Auf der anderen Seite der Grenze wurde mein Gehirn wieder mit heimatlichen Eindruecken ueberfluted, dichter deutscher Suedschwarzwald so weit die Fuesse traten, tiefer kuehler schoener Wald, ein im Wind sich biegendes, aus Blaettern bestehendes Tal aus gruen.  Ich fuhr Richtung Donau, durch "anerkannte Luftkurorte" den Zeichen nach, sowie Luftkurorten deren Identitaet als solche, nicht offiziel bestaetig werden konnte. Fuer Radfahrer unkundig in diesen feinen Unterschieden war aber kein Unterschied feststellbar, auser eben der Zusatz auf dem Ortsschild.

Die Quelle der Donau

Ich traf Gerhard das erste Mal in Ecuador in 1994. Der Platz war ein schmutziges kleines Hotel fuer Lastwagenfahrer. Die Lichtschalter waren auserhalb der Zimmer angebracht. Wenn man schlafen ging, musste man das Licht aus machen, in das Zimmer gehen, die Tuere verschliesen, den Weg ueber einen schmutzigen Boden zum Bett finden, und von dort im Normalverfahren weiter machen. Ich weiss nicht was der Grund fuer diese Besonderheit war. Gerhard spekulierte nach 9 Jahren noch daruebern. Vielleicht war es freuher ein Gefaengnis. Als wir uns trafen, war er mit einem knappen Zeitplan nach Quito unterwegs, so dass er vorgebuchten Salsa Tanzunterricht nehmen konnte. "Fast ist es schon stressig" witzelte er.

Jetzt gelang es mir entlich Gerhard per Telephon zu erreichen. In 4 Tagen macht er eine Wochenend Fahrradtour mit seiner Freundin, und ich bin eingelagen, falls ich bis morgen Abend in Stuttgart ankomme. In der selben relativen Ausdrucksweise kann ich jetzt auch sagen "das ist schon fast stressig", in anderthalb Tagen nach Stuttgart zu radeln.

Ich hatte immer noch genug Zeit und Energie fuer den zuerst gefassten Plan. Das war : den oberen Donau Radwanderweg weiter folgen, bis zu einem Punkt wo ich ihn von einer Fahradadtour vor 4 Jahren, wiedererkennen wuerde. Diesmal sties ich auf den Donau Radwanderweg in der Naehe seines Anfangspunkt in Donaueschingen. Man sagt die Donau ist die Quelle des Flusses. Von dort an wird die Donau Donau genannt. Trotzdem was kulturtraechtige Verwandte mir erzahelt haben, halt ich es fuer ein Geruecht dass hier die Donauquelle ist. Die Donau, wie jeder andere Fluss, entspring in Quellen in den Bergen, nicht von einem Springbrunnen hinter einem alten Palast in der Mitte einer Stadt. Von hier an heisst die Donau Donau, und der Springbrunnen heist "die Quelle der Donau", aber "die Quelle der Donau" ist auch ein Konzept, nicht nur ein Name, und die ist (oder sind) wo anders. Ein Teil meiner Familie sind solche "Literalisten"  (weiss nicht ob es so ein deutsches Wort gibt, Menschen die sich mit Vorliebe ueber den buchstaeblichen Sinn streiten ), dass wir dauernd solche esoterischen Details diskutieren. Ich bitte um Verzeihung fuer diese Abschweifung.

Jedenfalls hab ich nie die sogenannte "Quelle der Donau" gesehen - ich meine jetzt den Springbrunnen in Donaueschingen, nicht das Konzept.  Die sogenannte Quelle der Donau war auch eine Quelle eines Stromes von Verkehr, der aus Donaueschingen in einer Flut ueber das Umland heraus stuerzte. Ich fluechtete Richtung Land. Ich stoss erst auf den Donau Radwanderweg 20 km nach Donaueschingen.

Die erste Ueberraschung die mir die Donau praesentierte war der Donau Kunst Park in Tuttlingen. Fuer mehrere km, passiert man Kunstwerken, die eigens fuer den Donauwanderer und Radfahrer aufgestellt sind. Manche sind recht schrullig, so wie die farbig gemalte Flammen a la pop art auf einem Mercedes der in die Donau stuerzt, oder ein Schweinestall teilweise unter Wasser - darauf machen 9 silberne Schweie eine, auf Spitze stehende Pyramide, um den Fluten zu entkommen. Man wundert sich was passiert wenn es wirklich mal ein Hochwasser gibt. Da wird es in der Donau viele silberne Schweine geben. Unterhalb von Tuttlingen, faengt der schoenste Teil des Radwanderwegs an. Der Pfad fuehrt durch Tunnel aus dichtem Wald, faedelt sich zwischen Kalksteinfelsen auf einer Seite, und truebem ruhigem Wasser auf der andere, waehrend man hoch darueber Burghotels auf Felsenvorspruengen erspaeht.

Aber der interesanteste Teil am Donau Radwanderweg ist fuer mich die Fahrradszene. In Beuron, gibt es 3 Baenke am Radweg vor denen man einem Ausblick auf das Kloster geniesen kann. Auf einer dieser Baenke ass ich mein Mittagsbrot, vor 4 Jahren waehrend der Fahrt von Athen nach Bremen. Waehrend dieser Fahrt kam ich wieder an den 3 Baenken vorbei. Auf einer Bank sass ein Paar, die in ihren Satteltaschen nach dem Mittagsbrot grahmten, so wie ich auch. Beide hatten schneeweisses Haar und ihre silberweissen Raeder glichen ihrem fehlerlos gebleichten Erscheinungsbild. Sie muessen in ihren 70er Jahren gewesen sien. Ich waehlte die naechste Bank, mit Blick auf die truebe Donau in der Tiefe, und Fahrradverkehr auf Augenebene.

Man kann die Familie die langsam vorbei radelte als kleie Flocke in dem Gesamtkaleidoskop des donauischen Fahrradverkehrs nehmen. Es handelte sich um eine vierkoepfige Familie. Der Mann sass aufrecht auf seinem 3 Gang Rad. Er wuenschte mir Guten Appetit, mit dem Gesichtsausdruck eines Schwerarbeiters. Hinten auf dem Rad sass ein kleines Maedchen, mit einem uebergluecklichem Laecheln im Gesicht, als sie die Landschaft vorueber ziehen sah. 2 Meter dahinter fuhr eine schwere Frau, mit noch schwerenen Satteltaschen und einem Korb oben auf dem Gepaeckstaender. Die Fuehrerrolle dieser Brigarde, spielte ein Junge der vielleich 10 Jahre alt war, mit seinem kleinraederigen Kinderrad. Eine ganze Reihe von Plastikfaehnchen hingen an den Schutzblechen, und ein grosser Flaggenpol ragte hintem am Rad empor. Er sah aus wie der Spaehtrupp, immer bereit um die naechste Kurve zu stuermen, dort Aufklaerung ueber den naechsten Donaubogen zu sammeln, und dann mit dem Berischt zu den sich schwer vorkaempfenden Truppen, seiner Familie, zurueck zu kehren. Es waer interessant zu wissen ob dieser Junge eines Tages eine Familientruppe per Fahrrad die Donau runter fuehren wird. Ich hoffe die deusche Radwanderszene wird ewig leben. Zur Zeit scheint es so als gabe es einen Kurzfall von Teilhabern in der 15 bis 35 Jahre Altersgruppe. Fuer mich war das der letzte Donaubogen, und ich fuhr ab in direckter Richtung Stuttgart.
 

Leidenschaftlicher Rennradfahrer sucht noch leidenschaftlichere Rennradfahrerin
oder
die Tour der hart gekochten Eier

"Leidenschaftlicher Rennradfahrer sucht noch leidenschaftlichere Rennradfahrerin". Nein, so eine Rubrick gab es nicht in der Zeitung, meinte Ellen. "Aber wenn es eine gegeben haette, haetten wir uns viel eher treffen koennen", witzelte Gerhart. Wie sie sich dann trafen, geschah durch einen gemeinsamen Freund, der Ellen einen Tag sagte : "Ich kenn da einen, der immer ganz aleine durch die Welt radelt". Seit dem machen Ellen und Gehart gemeinsame Fahrradfahrten und Wanderungen. Das ist jedenfalls die kurzer Version. Bekanntlicherweise ist das ja immer etwas komlizierter.

Heute war ich zu einer RTF Fahrradtouristic eingeladen. Natuerlich wollte ich da mitmachen, auch wenn das extra harte Arbeit fuer mich auf meinem Mountain Bike bedeudete, unter all den Rennfahrern. Wir radelten die 6 km zum offizielen Start der Radtouristick. Fuer Ellen war es das einzig logische. Eigentlich fuhr sie ueberall hin auf ihrem Fahrrad, ein paar km zur Arbeit, ein paar km um ihre Mutter zu besuchen, und das so gut wie jeden Tag. Natuerlich fuhr oder lief sie zum Einkaufen. Sie hatte kein Auto, und wollte auch keins. Gerhard hatte ein Auto. Der Mercedes stand auf der Strasse in der Naehe seiner Grosstadtwohnung in Stuttgart. Aber er hatte es gerade polliert, und der Glanz haelt laenger wenn es noch ein bisschen steht.

"Sie ist die schnellste Frau in West Stuttgart" meinte Gerhard ueber Ellen. "Da muus i des verschaerfte Rad raushola um da mithalta zu koenne " (Bitte um Verzeihung wenn ich den schwaebischen Dialeckt nicht naturgetreu wiedergeben kann), meinte Gerhard, als er sein radial gespeichtes, mit Metalstaub veredeltes Canyon Rennrad von hinter dem sorgfaeltig Schreibtisch hervor hob. Er sagte das in einer kaum hoerbaren Lautstaerke, aber es zerrte an seinen Gefuehlen so stark, dass er in einen tiefen schwaebischen Dialeckt fiel. Gerhard's Bemerkungen waren nicht nur Witz. Ellen war schon immer zum Ausdauersport gezogen. "all die Sportarten wo man sich so richtig schoen langsam quaelen kann" sagte sie mit einem genieserischen Laecheln im Gesicht. In letzter Zeit quaelte sie sich und andere, die mit ihr mithalten wollten, in der Deutschland Tour, eine touristische Fahrt ueber die bekannteste Rennroute des Landes.

Wie schon erwaehnt, wir radelten zum Anfang the Radeltour, sozusagen. Zuerst mussten wir durch einen Teil des "gruenen Us", eine 50 bis 60 km lange Route, die durch Stuttgart von einem Ende zum anderen geht. Auf dieser Route, faehrt man dauernd ueber Brucken. Manche haengen zwischen Skulpturen und Kunstwerken, andere ueberqueren den Neckar ueberdacht in Holz. Noch andere fuehren ueber Schienentrassen in abenteuerlichen Haengekonstruktionen, ohne dass der Radfahrer je anhalten muss. Es ist eine faszinierende Stadtfahrt. Manchmal muss man fuer einen Fussgaenger anhalten, manchmal um die tief schattigen Parkanlangen und Brunnen zu bewundern. Aber fuer Autos braucht der Fahrradfahrer hier nicht zu halten.

Jetzt zu der Touristik Fahrt selbst. Hier sind ein paar Statisticken. Es ging ueber 150 km und durchquerte dabei ueber 45 Doerfer. Trotzdem, der groesste Teil der Route bediente sich kleiner Asphalt Wege, manche mit Felder gesaeumt, andere in tiefem Wald versteckt. Wenn man diese 2 Nummern dividiert, bekommt man heraus dass es durchschnittlich ein Dorf alle 3 bis 4 km gab. Wenn man bedenkt dass die meisten Doerfer durch einen Nebenweg befahren wurden, und durch einen anderen Nebenweg verlassen wurden, mit beiden Nebenwegen durch Strassen zum Dorfplatz verbunden, welcher an einem vorbei flizte wie eine Autojagd in einem Film von fragwuerdigem Geschmack, bekommt man eine Idee von der Komplexitaet dierser Route. Wenn man zusaetzlich bedenkt, dass unsere Fahrt in einer Stadt mit einer Bevoelkerung von 1.5 Millionen anfing, bekommt man eine noch bessere Idee von der Komplexitaet. Dieses mag fuer Stuttgart Radler nichts besonderes sein. Aber es ist ein eindrucksvoller Kontrast von dem was ich aus Colorado gewoehnt bin. 2 kleine Zeichen mit kleinen Fahrraedern darauf, und einem roten Pfeil standen an absolut jeder Kreuzung an der Route, und davon gab es hunderte, und ich kann mich nicht erinnern dass ich jeh an einer Kreuzung halten zu muessen, weil ich nicht wusste wie es weiter ging. Eigentlich waren drei verschiedene Routen ausgeschildert, 100, 120 und 150 km. Als wir zur Abzweigung zwischen 120 km und 150 km kamen, meinte Gerhard : "Weich gekochte Eier links, hart gekochte Eier rechts". Das war anscheinend ein Spruch der Beruehmtheit erlangte, populaer gemacht von einem anderem Klub Radfahrer. Wir fuhren die Route der hart gekochten Eier.

Ich kann mich an kein Schlagloch auf dieser komplexen Route erinnern. Der Asphalt war so glatt, als ob er mit Buegeleisen von einer Armee tuechtiger Hausfrauen aufgetragen war, welche sich normalerweise mit Buegelfalten in Hosen beschaeftigten - wieder ein beeindruckender Kontrast mit meinen Colorado Strassen. So eine Fahrt verbessert die Kurvengaengigkeit des Fahrers auf drastische Weise - nie einen Moment lange Weile. Ich hielt an einem Rueckrad fest so gut ich konnte. Wenn ich nicht konnte, waren Gerhard und Ellen bereit zu warten. Mit 2 solchen Fahrradfahreren, alles was ich tun konnte war auf Rueckwind hoffen, hoellisch Gas geben, und mich im Windschatten verstecken. Ich ueberlebte the 160 km lange Fahrt.

Nach der Fahrt, beteidigten wir uns am essen von Kartoffelsalad und Maultaschen mit Mitgliedern Gerhard's Klub Bizarr, und anderen teilhabenden Fahrradklubs. Fehlende Mitglieder wurden vermisst und in Geschichten bedacht. Es gab einen Charackter namens "das Phantom", wegen seiner Gewohnheit zu verschwinden, und dann wieder zu einem spaeterem Zeitpunkt aufzutauchen, ohne logische Erklaerung wie er das machte. Es gab jemand der ueber laengere Entfernungen langsamer und langsamer wurde, bis er fast vom Fahrrad fiel. Dann gab man ihm einen Muesli Riegel, und er erwachte wie aus einem tiefen Schalf, und schoss zu Spitze der Fahrradschlange. Er war unter dem Namen Everready Bunny bekannt. Ein Mitglied fuhr zu Gruendungstagen des Klubs jedem Fahrradfahrer hinterher und ueberreichte ihm einen Zettel "Faehrst du ein Rennrad ? Wir treffen uns ..." stand darauf geschrieben. Solche die von uns in Radklubs fahren, kennen andere Menschen mit vergleichbarer Zielbewusstheit, und die Freude, Inspiration und Unterhaltung mit der sie unser dasein bereichern. Es war eine Freude ueber weitere Beispeile solcher besonderen Menschen zu hoeren.

Alles was jetzt noch uebrig blieb war the Rueckfahrt durch das gruene U zu Gerhard's Wohnung. Bei dieser Gelegenheit hielten wir an einer Mineralqueille, direkt im Zentrum Stuttgarts. Dort, umgeben von Bruecken ueber Strassenbahn und Eisenbahnschienen, moderner Kunst, Residenzen der Nobilitaet aus fruehren Jahrhunderten, verteilt eine glaenzendes Metallroehr faul schmeckendes Wasser an die allgemeine Bevoelkerung. Die enthaltenen Spurmineralien werden mit Gesundheitsvorteilen geruehmt, und ich weiss nicht genug darueber um dazu Stellung zu nehmen. Zusammen mit hunderten anderen, fuellten sich Gerhard und Ellen ihre Wasserflaschen und erklaerten wie grossartig diese Mineralbruehe schmeckte, und wie schnell dadurch ein 160 km Durst unter Kontrolle gebracht wurde. Mit diesem letzten Punkt musste ich zustimmen. Man wollte wirklich schnell mit dem Trinken aufhoren. Fuer mich blieb allerdings das Verlangen nach einigen Lietern Obstsaft.

Natuerlich war das nicht die einzige Fahrt die wir waehrend meines sechstaegigen Besuchs machten. Ein Tag wurde auch mit einer Fahrt zu Gerhards anderer Wohnstaette verbracht, in dem frueher seine Mutter wohnte, in Kuenzelsau. Ungluecklicherweise war mein Magen in schlechtem Zustand fuer diese Fahrt, wegen unregelmaessigem Essen, und zu viel Milch in meiner Fahrradflasche. Der Zustand gab mir ein ganz neues Anerkennunggefuehl,  Abscheu waer ein besseres Wort, fuer Motorradabgase. Diese Motorradkonvoys rasen ueber die Bundesstrassen waehrend der Wochenende.  Diese Motorraeder sind oft von Menschen gefahren, die es als Test ihrer Muts sehen, wie nah sie daran kommen koennen, ihr eigenes Leben und das Leben anderer zu riskieren. Die amerikanischen Gegenstucke, fette Kerle auf Harley Davidsons, die jede Menge Krach machen, aber sich auch nicht schneller als der Verkehrsfluss selbst fortbewegen, sind vergleichsweise putzig. Einer dieser Lederjackenconvoys ueberholte mich mit ein paar Centimeter zwischen meiner Schulter und ihren. Nachdem sie mich uebeholten, fehlte nur noch der Gestank der dreckigen 2 Tackt Maschinen und der Gestank von Oel und Benzin. Ich musste mich fuer volle 5 Minuten neben der Strasse uebergeben. An anderen Zeiten hatte ich interessante Gespraeche mit Motorradfahreren auf dieser Tour. Aber das ist auch ein Teil der Verhaeltnis zwischen Radfahreren und Motorradfahrern. Ich schaffte es gerade noch nach Kuenzelsau. Ich wandelte schnurgerade zum naechsten Sofa, legte mich hin, und blieb horizontal fuer die naechsten anderthalb Tage. Konsequenterweise, verpasste ich die Fahrt durch das Jagst Tal, aber war wieder in fahrradfahrerischem Zustand als wir uns wieder Richtung Stuttgarg aufmachten.

In Stuttgart hatte ich auch die Moeglichkeit mich zu Stadtpreisen zu versorgen. Gerhard wusste wo alle Fahrradlaeden waren, und wo ich die billigsten neuen Fahrradhosen bekommen koennte. In einem Umkreis von ungefaehr 5 km, gab es zumidest 4 Radgeschaefte, oder Radabteilungen in Kaufhaeusern. Am Ende des Tages hatte ich neue Reifen, Bremsschuhe, Fahrradhosen, Hemde, dies Mal sogar ohne Loecher. Ich sah aus, startbereit fuer eine lange Fahrradtour, nicht nahe am Ende einer.

Die Art und Weise, auf der ich Stuttgart verlies war ein interessanter Kontrast mit der, wie ich dort ankam. Bei der Anfahrt gelang es mir zwischen Tuebingen und Leinfelden auf Fahrradwegen zu bleiben. Aber letztlich wurde die Disziplin herauszufinden, wo ich wohl jetzt auf der Karte sein koennte,  wo in diesem grossen gelben Flecken mit rotem Wirrwarr darauf - zu viel. Letztlich fuhr ich in Stuttgart auf der B-14 (oder 21) ein, eine 4 spurige Hauptstrasse. Ich fuhr zwischen einer Spur geparkten Autos und zwei Spuren sich bewegenden Autos. Manchmal sah ich Zeichen zu einem Fahrradweg, mit der verlockendem Namen "Sieben Bruecken" als Teil des Namens. Nichts schien paradisischer, als die Idee auf einem glatten Fahrradweg ueber Berg und Tal zu fliegen, ueber eine alte Schienentrasse und ihre Steinviaduckte. Ich sah die Zeichen, aber ich kam nicht hin. Das ist ungefaehr so frustrierend wie der erste warme Fruehlingstag des Jahrens, und man muss in einem Haus bleiben.

 


Die Ausfahrt aus Stuttgart wurde von Gerhard gefuehrt. Konnte das eigentlich ueberhaupt die gleiche Stadt sein ? Die Route fuehrte durch Wald und Flur. "Und jetzt fahren wir am Max Planck Institutut vorbei, weltberuehmt fuer Physik Forschung" setzte Gerhard die Fuehrung fort. Es handelte sich um ein scheinloses Gebauede im Wald. Von unserem Fahrradweg konnte man nicht mal feststellen wie man mit dem Auto dort hin gelangt, geschweige vom Verkehr belaestigt zu werden. Auf seiner Route verliesen wir Stuttgart elegant, sauber und unkompliziert, durch Wald und Flur, und waren bald wieder auf einer Flussroute. Wir machten aus uns "nach dem naesten Krieg" wieder zu treffen. Es gibt sie ja noch ausreichend, dass der Spruch noch Bedeutung hat.

Von jetzt an musste ich mir wieder die Fahrradrouten selbst zusammen suchen. Viel Zeit hatte ich nicht mehr, eigentlich viel zu wenig. Es musste Richtung Norden gehen. Ich stand unter Druck bis zum 4ten Juli in Bremen einzulaufen. Das waren nur noch 10 Tage. Das lies nur einen direckten Weg Richtung Norden zu. Vielleicht koennte ich dananch die Fahrt noch weiter verlaengern, in dem ich den Rueckflug umbuchte, ueberlegte ich mir.

Der moegliche Zusammenhang zwischen Brot, Ofenrohren, und Fahrradfahren

Der Verkehr in Deutschland scheint jedes Jahr immer dichter zu werden. Vielleicht merkt man es gar nicht, wenn man selbst darin wohnt. Es geschieht zu langsam, dass man es ueberhaupt nicht war nimmt. Das einzige, womit ich es vergleichen kann, ist mein Eindruck vor 4 Jahren. Autos, Autos, und noch mehr Autos, das einzige was noch hauefiger vorkommt als Autos, sind Lastwagen. Ich nehm an dass hat was mit der Vereinigung Europas zu tun. Frueher produzierte jede Gemeinschaft ihre eigenes Ofenrohr, wenn sie mal eins brauchten. Heutzutage laueft das anders ab. Erst mal wird festgestellt wo die billigste Ofenrohrfabrik in ganz Europa steht, und dann bekommen die Lastwagen kraeftig zu tun, die Ofenrohre nach ganz Europa zu liefern.

In dieser Hinsicht naehert sich Europa den Verhaeltnissen, die es in den USA schon seit langer Zeit gibt. Keiner nimmt es hier ueberhaupt zur Kenntnis, wenn der Brotteig von Kalifornien an der Westkueste nach den Rocky Mountains in der Mitte des Landes, angefahren wird. Gebacken wird er dann immer noch innerhalb von 50 oder 100 km. Man muss annehmen, dass der groesste Teil der Produktionskosten Kraftstoff ist, Benzin mit dem das Brot durch die Landschaft befoerdert wird, Benzin mit dem die Rohmaterialien aus der Landschaft zur Brotfabrik gelangen. Die Menschen, die sonst feine Handwerke ausueben, so wie das Brotbacken, die Schokoladenanfertigung, die Zubereitung feiner Fleischwaren wurden in den USA zu Lieferanten umfunktioniert, hauptsaechlich Lastwagenfahrern also. Die Zentralfabrik stellt her. Die menschliche Arbeistskraft und der Krafstoff dient zur Befoerderung der Waren in alle Land. Das dient auch als Theorie, wie die Kuenste des Brotbackens und der Schokoladenherstellung in den USA abhanden gekommen sind. Es ist etwas worueber sich Freunde und Verwandte in Deutschland, und konsequenterweise ich jetzt auch,  immer wieder den Kopf zerbrechen.

Vielleicht wird es ja nicht ganz so schlimm in Deutschland, obwohl es sich in die selbe Richtung entwickelt. Sie habe es ja sehr gern, ihr eigenes Brot, dass vom Baecker am Ende der Strasse, die Deutschen - und verstaendlicherweise so. Trotzdem wird der Verkehr immer dichter, die Athmosphere kaputter, und die Ofenrohre kommen aus weiterer Ferne angereist, auf noch mehr Lastwagen, und die Ofenrohre sind auch noch billiger.

Flussradeln in Deutschland

Manchmal kommt einem Deutschland wie ein grosser Stadtpark vor, uebrigens ein sehr schoener Park mit vielen Fahrradwegen. Der Vergleich draengt sich auf, wegen der unterschiedlichen Verhaeltinisse, wenn man aus einem weniger besiedeltem Spanien angeradelt kommt, und 4 Jahre nicht mehr hier war. Auserdem wird der Eindruck verstaerkt, wenn man, so wie ich dieses Mal, durch ein dicht besiedeltes Rhein Gebiet faehrt. Durch diesen riesengrossen Park, der Deutschland ist, mit seinen gepflegten Wohngebiete, praezise angepflanzten Waldanlagen, und wohl genutzen Fluessen und Seen, ziehen sich 40 000 km Fahrradwege; ob wohl ich nicht weiss wer sie alle gezaehlt haben soll. Trotzdem ist das lang genug dass es einmal um die Welt fuehren koennte. Man muss nur die Ausdauer haben sie alle zu finden, hinter dem Verkehr, in den Feldern und Waeldern, und neben den Fluessen.

Da man Fluesse noch am leichtesten auffindet -wer koentte schon verfehlen wenn man einen Rhein ueberquert ? - bieten sich die Flussrouten am bereitwilligsten an, quer durch das Land zu radeln. Selbst auf meiner relativ direckten Route Richtung Norden konnte ich ausgiebig an Fluessen und Kanaelen radeln, und zusaetzlich Freunde und Verwandte aufsuchen.

Teilweise von Donau und Neckar gefuehrt, war ich nach Stuttgart gelangt. Das erwaehnte ich schon. Von dort, fuehrte mich Gerhard an die Wuerm, ein kleines Fluesschen im Wald, was hin und wieder einen Fahrradweg aufweist. Noch am gleichen Tag ging es am Pfinzkanal weiter. Schnur gerade fuehrte ein Fahrradweg Richtung Rhein, aber trotzdem langsamer, denn der Belag und Beschilderung ist wohl mehr fuer den Regionalverkehr ausgestattet, Schotter und Sand, der sich am romantischen Ufer an einem dichten Wald lang zieht. Was Beschilderung anbelangt, darf man in Deutschland einen etwas hoeheren Masstab anlegen als wie den vorherigen Laendern. Am selben Abend schlief ich in der Naehe des bereuhmtesten Flusspfades Deutschlands, der Fahrradweg am Rhein.

Als ich dort auf die Rheinfaehre nach Laimersheim wartete, bot sich schon wieder die Moeglichkeit fuer eine menschliche Unterhaltung, mt einer netten Frau. Ich schien aber eine Sprachgebietsgrenze ueberquert zu haben, und das erschwerte die Kommunikation. Natuerlich kann es auch sein dass ich der Muttersprache nicht mehr maechtig war. Ist ja schon viele Jahre her. Der Satz lautete so etwas wie, "Joa wolla ma mol schaua wasch do drueba isch. Wollet auch scho imma mol noch Laimersheim".  Nach einiger Zeit ist es mir gelungen den Satz zu entschluesseln, aber fuer eine richtige Unterhaltung geneugten meine Sprachkentnisse leider nicht. In Laimershaim selbst ging es mir auch nicht besser. Auch weiss ich nicht ob es sich hierbei um schwaebisch, hessisch, wuertembergisch, rheinisch, oder was auch immer handelte. Die ersten drei Begriffe scheinen sich etwas zu ueberschneiden. Mit schwaebisch hatte ich jedenfalls schon etwas Erfahrung in Stuttgart. Gerhart spricht etwas finnisch, ausgiebig spanisch, nebenbei englisch, natuerlich deutch, und  fliesend schwaebisch. Er spielte also oft Dollmetscher. Jetzt fehlte mir dieser Service.

Noerdlich von Leimersheim (noerdlich von Karlsruhe), auf der westlichen Rheinseite, zeigt sich der Rhein-Radwanderweg von einer ungewoehnlichen Seite. Auf dem jenseits des Hauptdeiches, liegt eine modernde dschungel aehnliche Landschaft. In den ageschnittenen Ellenbogenseen steht das Wasser. Baueme haengen darueber und halten Luft und Licht zwischen moderndem Holz gefangen. Das nennt sich dann Naturschutzgebiet.

Der Radpilger

Eine schlaue Religion verteht es die Menschen anzulocken. So wird, zum Beispiel in manchen buddhistischen Klostern im Norden Indiens, ein sehr wohlschmeckendes Gebaeck nach der Meditationsveranstalltung (Gottesdiest kann man es wohl nicht nennen, vielleicht Buddhadienst)  verteilt".  Auch die Katholiken haben sich etwas besonderes einfallen lassen, und sogar etwas fuer Fahrradfahrer und Wanderer. Es handelt sich um die Wiederbelebung des Jakobswegs oder "camino de Santiago" wie er auch genannt wird, eine historische Pilgerroute nach Santiago de Compostella in Galicien, also Spanien.

Dort im Naturschutzgebiet am Rhein, traf ich einen Fahrradpilger, der gerade von seiner Pilgerfahrt hoechst befriedigt zurueck kam. Stolz zeigter er mir eine Reihe schoener Stempel, so wie die offizielle Jakobsweg Landkarte. Darauf war nicht nur eine einzige historische Pilgerroute, sondern eine ganze Auswahl von Routen eingezeichnet, alle mit eineim Ende in Santiago. Alle Wege fuehrten nach Satiago. Die Karte sah aus wie eine schematische Darstellung des Berliner Stadtbahn Netzes, mit Satiago de Compostella als Hauptbahnhof. Ein sternfoermiges Netz von Pilgerrouten streckte sich aus Santiago nach Portugal, durch die spanischen Pyrenneen, durch verschiedene Teile Frankreichs, bis nach Deutschland und diesem Naturschutzgebiet am Rhein. Der Fahrradpilger war gerade dabei noch einmal zu einem dieser vielen, offiziellen Startpunkte, zurueck zu kehren. Es war gar nicht weit von hier, am Dom in Speyer. Schoen dass ich ihn gerade jetzt traf, denn da wollte ich eigentlich auch vorbei. In Speyer stand der Dom, wie versprochen. Verglichen mit spanischen Kirchen wirkt dieser Bau unkomplizierter, geradezu modern, auf jeden Fall kuehler, aber trotzdem sehr eindrucksvoll mit all den begrabenen Kaisern. Nahe der stolzen Kathedrale war auch die Statue eines Jakobsweg-Pilgers. Er hatte zwar einen Esel anstatt eines Fahrrads als Weggefaehrt, aber meine Kollege hielt ihn als absolut ideales Motiv fuer eine gemeinsames Foto-Portrait mit dem Steinpilger - und Recht hat er. Allerdings schaute der Steinpilger mit seinem Esel etwas dreister, besonnener, dehmuetiger einher, als der weltlich stolz strahlende Radpilger mit seinem Drahtesel darunter.

Unbefugte sind hier nicht befugt

Bei Ludwigshaven verschwand der Rhein hinter Kraftwerkkuehltuermen und Hafengelaenden,  wo der "Zutritt fuer Unbefugte untersagt war". Ich musste annehmen, dass weil ich nicht ausdrucklich befugt war, wohl unbefugt war. Denn, sollte ich befugt gewesen sein, haette ich es eigentlich wissen sollen, selbst wenn ich nicht wuesste was die Befugnis nun eigentlich ist. Diese komplizerten Ueberlegungen habe ich einen ehemaligen Arbeitskollegen und Freund zu verdanken. Er handelt sich um einen Englaender der in Spanien aufwuchs, in den USA lebt, und Deutsch lernte, also jemand der an linguistischen Eigenheiten interessiert ist, Eigenheiten so wie sie in diesem Satz zum Ausdruck kommen.  "Mir gefaellt das Befugten und Unbefugten" hat er mal gesagt. Der complette Sinn dieses Zeichens ist unuebersetzbar. Er ist so unuebersetzbar dass beim Versuch das Resultat etwas merkwuerdig wird. Auf Englisch wird daraus, "unauthorized access is denied". Wenn man das dann wieder zu deutsch macht, wird daraus. "ungestatteter Zutritt ist nicht gestattet" also so was wie  "Solche die hier nicht sein duerfen, duerfen hier tatsaechlich nicht sein."  Eines der "ungestatteten" ist ueberfluessig. Ein Verteidiger der exackten Natur der deutschen Sprache mag sagen, dass dieses Zeichen zum Ausdruck bringt, dass manche Menschen hier schon sein duerfen, nur Du, der unbefugte, ganz bestimmt nicht. Ob dass den Unbefugten troestet sei dahingestellt. Wo Ludwigshaven seinen Anspruch auf den Rhein beendete, fing der Anspruch der BASF an : also mehr Unbefugnis.

Fuer den naechsten Tag hatte ich wieder einen sicheren Anlaufpunkt, und zwar eine Familienfreundin, um exackt zu sein die Schulfreundin meiner Mutter, Ingrid, welche schon viel bei meinen Fahrradfahrten geholfen hat, nicht zuletzt mit mehreren Autofahrten zum Frankfurter Flughaven. Es waren nur noch 40 Meilen nach Mainz. Mit einem ganzen Tag Zeit, konnte ich mich ausfuehrlicher mit dem exakten Verlauf des R3 am  Rhein entlang auseinandersetzen, eine Uebung fuer die man in diesem Abschnitt so viel Zeit verbringen kann, wie man  hat, falls man genug davon hat. Mal geht es auf einer 20 cm breiten Spur auf dem Hochwasserdam entlang, mal auf Wirtschaftswegen zwischen Weinreben, mal hinaus auf naturgeschuetzte Rheininseln, mal auf der B8 durch Oppenheim.- Nein, das kann wohl doch nicht stimmen. Anscheinend hatte ich doch nicht genug Zeit, mich mit endgueltiger Vollstaendigkeit, mit dem exackten Verlauf dieser komplizierten Route auseinenader zusetzten.
 

Von den Burgen am Rhein zu den Wohnwagen an der Lahn

Da ich, wie gesagt jetzt im reckordbrechenden Renntempo durch die Landschafft flitzte, um bis zum 4ten Jul in Bremen zu erscheinen, fuhr ich schon am naechsten Tag von Mainz wieder weiter, und zwar gut versorgt mit "Schlemmerbroten", Karfoffelsuppe und Beredungen am Vorabend.

Die Route folgte dem Rhein weiter flussaufwaerts. Grosse Rheinbruecken gibt es hier nicht. Die Verbindung zwischen den beiden gewaltigen Verkehrsadern, auf beiden Seiten des Flusses, ist nur durch Faehren aufrecht erhalten. So behaelt das Landschaftsbild etwas laendliches. Auch fuehren zahllose Wirtschaftswege hoch in die Weinberge, wo man die wirklich praechtigen Aussichten findet. Ich haette es fast vergessen. Es gibt Burgen. Natuerlich gibt es viele, viele Burgen. Burg Katz, Burg Maus, Lorelei, Burgen mit Tuermen, andere mit Baugeruesten, Burgen die neu restauriert werden, andere die erst ganz neu gebaut werden, auf Felsevorspruengen oder im Wald versteckt, verschnoerkelt oder streng gerade. Viele haben etwas Hotel anmutendes an sich. Das sind dann auch Hotels. Man muss ja schlieslich Geld verdienen.

Der naechste Fahrradflusspflad zweigte am naechsten Tag direckt vom Rhein ab. Von Lahnstein fuerht ein durchgehender separater Fahrradweg Lahn aufwaerts. Das Schauspiel dass sich hier praesentierte war ein ganz anderes als am Rhein. Auf dem Rhein waren es Flussdampfer, stolze Doerfer und Touristen aus aller Land. Hier flechetete sich der Radpfad durch Ferien Campingplaetze, kleine alte Muehlen, mehr Capingplaetzen, dicht an den Fluss gedraengte Doerfer, noch mehr Campingplaetze.  Die Campingwagen in so einem Platz sind vorschrifftsgemaess ordentlich aufgestellt, wie Reihenhauser, mit dem Eingang zur Camping-Strasse. Ueber so einem Campingwagen ist zumeist ein Zeltvordach, also eine Art Veranda, aenhlich wie zu Hause. Jeder Quadratdecimenter um einen Campinwagen ist aeuserst wichtig, und darum auch sehr sorgfaeltig gestaltet. Das restlich Land wird zur Gartenanlage wie zu Hause, voller Gartenzwerge, gepflanzte Miniaturblumen, ab und zu auch mahl ein kuenstlicher Laternenpfad mit einem Schild, "Bitte ein Bittburger". Das ganze Anwesen wird mit Schnueren zusammengefaedelt an dem glizternde Lampions haengen. Dadurch wird so ein Lahn-Campingplatz mit viele liebevoll gestaltetem Details ausgestattet, dass man selbst auf dem Fahrrad noch viel zu schnell daran vorbei fahert, um das ganze in sich selbst gerichtete Universum vollstaending warnehmen zu koennen. Man muss halten und staunen.

Der Fahrradweg an der Lahn fuehrt durch die Mitte von vielen solchen Anlagen, oft zwischen Wohnwagen hindurch, oder neben dem Fluss. Die Strasse ist dann so weit weg, dass sie kaum warnehmbar ist. Einer naehere Strasse wuerde auch all diese duennwaendigen Wohnanlagen  vertreiben. Die Fahrt an der Lahn entlang war wie ein alter deutscher Heimatfilm. An diesem heissem Wochenende schien sich halb Deutschland in der Lahn zu tummeln. Kinder platschten aus Schaukeln in den Bauemen in den Fluss. Wer nicht in der Lahn war, sonnte seinen Bauch neben der Lahn. Andere padellten verwegen in Kanus, aehnlich wie Winnetou und old Shatterhand, aber mit mehr Bier. Inzwischen war das Fluesschen kleiner geworden, so dass man von dem Radweg am Ufer an dem froehlichen Gejodel der Kanuten Teil haben konnte. Prost !


"Wenn Du am Abend fertig bis, and Du schaust Dir an was du gemacht, dann weisste Du hast was geschafft. Bestimmt geht dir das aehnlich beim Fahrradfahren." Hans sprach ueber seine handwerkschaftliche Leidenschafft. In meinem Fall war ein eingezeichneter Strich auf der Landkarte gemeint, der eine Tagesetappe darstellt. Abends war ich wieder bei guten alten Freunden zu Gast, gute alte Freunde obwohl ich sie erst seit 3 Wochen kannte, Hans und Ina vom Lago Maggiore. Hier in Weilburg an der Lahn, lebten sie in einem Platz der Aehnlichkeiten mit ihrer Ferienwohnung am Lago Maggiore aufwies.

Von Weilburg haette man sich weiter die Lahn hoch schlaengel koennen. Aber die Zeit drueckte. Auf Landstrassen durch die Gegend rasend, gelangte ich bis Abend bei einer lieben Tante in Attendorn zu sein, die ich schon seit 1989 nicht mehr gesehen hatte.

Wasser von oben, anstatt Wasserburgen

Noerdlich von Attendorn fuhr ich in das Muensterland. "Das interessante an dieser Gegend sind Wasserburgen - als Burgen die von Wasser umgeben sind, wie das Wort schon besagt" erklaerte mir meine Tante. Sie legte verschiedene Buecher bereit, dass ich mich ueber diese Attraktion informieren konnte, und das tat ich. Spaeter las ich in einem schlauem Buch noch mehr ueber diese Attraktion fuer den Fahrradtouristen : "Ueber 4000 km umfasst das Radnetz. Der Hauptbestandteil ist die 100-Schloesser Route. Die Beschilderung ist ziemlich perfeckt". Tut mir leid, an der ziemlich perfeckten Beschilderung muss ich wohl vorbei gefahren sein. Das Auffinden dieser von Wasser umgebenen Wasserburgen erwies sich als zeitaufwendige Angelegeneheit, zumindest als zu zeitaufwending wenn man keine Zeit hat. Ich fuhr auf verschiedene Symbole auf der Karte hinzu, Symbole die Wasserburgen versprachen. Am Ende jeder dieser Suchen war eine Kreuzung, mit vielen Autos, aber ohne Anzeichen in welche Richtung eine Wasserburg steht. Wenn ich am naechsten Tag in Bremen einlaufen wollte, konnte ich mir diese Komplikationen nicht leisten. Auf meiner Jagd sah ich auch keinerlei Wasserburg-Zeichen, in dem ohnehin schon sehr umfangreichen Zeichenwald der vielen Doerfer, Gemeinden und Stadteilen in diesem Teil Deutschlands. Ich hatte Wasser von oben, ohne die Wasserburgen.

Wenn man also unter Zeitdruck durch diese Gegend faehrt, ist die Tour von mehr fundamentalen Eindruecken gepraegt, Eindruecke der Strasse, der Schilder, der Baueme, des Wetters und Essens; also Themen die bei jeder Fahrradtour allgegenwaertig sind. Meine taeglichen Aufschreibungen zeigen dass auf dieser Fahrt nach Bremen, fuer mich die Dichte des Waldes das beeindruckenste Merkmahl war. Das hat nateurlich damit zu tun, dass ich in einer viel trockeneren Landschaft wohne. Hier war das Astwerk so dicht, dass es fuer eine Stunde regnen kann, ohne dass selbst ein Tropfen sich durch das Blaetterdach nach unten vorarbeiten kann. Unter diesem Blaetterdach packte ich meine letzten Errungenschafften aus dem Supermarkt aus : Camembert, roter Heringsalat, Vollkornbrot, gute Schokolade, alles solche kleinen Schaetze die man sich in den USA wieder abgewoehnen muss. Im kuehlen, dunklen aber trockenem Comfort feierte ich Mittag, waehrend es um mich regnete. Nach 40 Minuten fing der Wind an. Erst dadurch wird der Erdboden wo ich sass, nass. Inzwischen hatten sich die Tropfen durch die zahllosen Blaetterebenen ueber mir durch gearbeitet, aehnlich wie eine Kugel, die in so einem alten Spielautomaten herumrollt. Langsam wird er von einem Blatt zu anderen geschleudert, bis er zuletzt unter sich dem Erdboden in greifbarer Naehr zuwendet. Der ganze Vorgang benoetigte gerade genug Zeit um eine ausgiebige Mittagsmahlzeit darunter zu veranstalten. Jetzt hies es weiterfahren, denn der Regen unter dem offenem Himmel war so gut wie vorbei. Dafuer "regnete" es jetzt unter den Bauemen. Dort kamen jetzt die Tropen massenweise an. Durch guenstiges "timing" kann man also den Regen hier vollkommen vermeiden, auch wenn es fast dauernd regent, so schien es jedenfalls. Ein bisschen Glueck war auch dabei.

Es ist interessant das Land durch die Augen derjeningen Menschen zu sehen, die ihre zu vermietenden Zimmer mit Bildern schmeucken. In der Schweiz waren es Bilder von schroffen Bergen, welche die Waende schmueckten. Am Rhein waren es im Wind wehende, ordentlich gepflanzte Baueme. Hier in Nordrheinwestfalen waren es Bilder von schlichten Fenstern und Tueren, eine Art genuegsames Stilleben. Mitunter priesen Kalender an der Wand sogar Ferienziehle weit im Sueden an, ein Strand in Mallorca, eine Bucht in Spanien, ein Baum in Suedfrankreich. Am naechsten Tag war ich dann im "richtig flachem" Nortdeutschland. Aber die Fahrradrouten hier "oben" haben ihre eigene Attraktion. Riesen Windmuehlen wachen ueber Haueser mit tiefgezogenen Daechern, die den Anschein geben in der Landschaft verschwinden zu wollen . - Und dann die Fahrradwege, es gibt mehr davon. Am naechsten Tag ging es kerzengerade durch Landschaft von Moorlandschafften bis Staedten, auf holprigen Fahrradwegen bis Bundesstrassen. Die dreitagige Rennfahrt endete mit 100 Meilen a letzten Tag, und ich erschien in Bremen, gerade am Geburtstag meines Vaters.

Mein Vater und seine Frau Ruth haben zwei Raeder und ein Tandem in der Garage stehen. Platz fuer meines war darin auch noch. "Stell das Fahrrad zu den unseren in die Garage. Da koennen die ja noch bis spaet in die Nacht munkeln. Denn Dein Fahrrad hat ja soooo viel zu erzaehlen". meinte Ruth einmal bei einer fruehren Ankunft.. Zur Zeit allerdings herrschte grosse Aufregung wegen einer Riesengeburtstagsfeier. Dabei lernte ich neue Familienmitglieder kennen, und andere die ich kaum noch erkannte, wiedererkennen.

Wasserrouten Radeln, die Fortsetzung

Es fehlte noch das letzte Satzzeichen auf dieser Tour, der Schlusspunkt, oder vielleicht sogar ein Ausrufezeichen. Die Ostsee, oder die naheliegendeste Bucht dessen, bot sich an als passendes Ausrufezeichen. Nach einer Woche Aufenthalt, brach ich noch mal auf eine 2 taegegen Ausflug nach Luebeck auf. Diesmal hatte ich den Luxus einen Tag mit den richtigen Verhaeltnissen fuer so eine Unternehmen aus zu waehlen. Die Radfahrbedingungen waren ideal : perfeckte Temperatur, klarer blauer Himmel, im Gepaeck ein Plastikbehaelter voll am Vortag gekochtem beanstew.

Der Verkehr war zuerst weniger ideal. Aber am 2ten Tag lies ich den Verkehr wieder auf den Strassen, und kehrte ich auf die Fahrrad-Wasserrouten zurueck. Dabei hatte ich etwas Hilfe. Am Ende des Tages sprach mich ein mountain biker an, mit den Worten "wo willst du hin?", als er mich in einer Landkarte vertieft, an einer Strassenkreuzung sah. Er lieferte dann eine Tourenvorschlag, und zwar auf dem Elben Seitenkanal Daich, Richtung Norden zu fahren. Waehrend des Gesprachs frage er mich auch nach meiner Herkunft, was die Fahrradtour betrifft. Es war das letzte Mal auf der Tour dass mir jemand diese Frage stellte, und auch gleichzeitig der weiteste Weg den ich an so einem Zeitpunkt kam. Er verabschiedete sich mit "das find ich toll, das find ich gut", und anderen Ausdruecken die meinten, dass er so was auch gerne tun wuerde. Nachdem man so lange aleine gefahren ist, hoert man es alle paar tausend Kilometer ganz gerne, und das waer fuer jetzt das letzte Mal.

Am Ende des Elbenseitenkanals, bei Lauenburgh, kreuzte meine Route einen weiteren grossen Farradwanderweg an einem Fluss, den Elbwanderweg. Das merkte ich daran, dass Fahrradfahrer verzweifelt danach suchten. Eben folgten sie noch den kleine gruenen Fahrradzeichen. Aber dann waren sie auf einmal verschwunden, und die Elbe war inzwischen auch in die Ferne gerueckt. Aber mindestens wussten sie noch auf welcher Seite der Fluss war. Fuer mich ging es an einem dritten Wasserweg weiter, dem Elbe Luebeck Kanal, und zwar wie man sich denken koennte, von der Elbe nach Luebeck.

Diese Trasse bei Lauenburg zu finden, gab ich auf. Als ich sie 20 km weiter im Norden aufspuerte, entpuppte sich die Strecke teilweise als reine Mountain Bike Teststrecke. Teilweise durch Sand, teilweise auf 10cm engen Spurrinnen, kann man sich am Kanal entlang arbeiten. Mir entgegen kamen aeltere Ehepaare auf Hollandraedern, in denen ich nie so viel Mut fuer "sogenannte technisch ansprucksvolle" Fahrradstrecken vermutet haette. Die Maenner zogen sich die Hemden aus und die Frauen rollten konzentriert in Roecken, in schnurgeraden Linien durch die Spuren. An anderen Teilen sind die Fahrverhaeltnisse etwas einfacher - und wunderschoen. Man hat ideale Ortsdurchfahrten. Kanaele halten nicht an Ampeln, und ich verbring viel lieber meine Zeit durch eine enge Spurrinne zu rollen als an einer Ampel zu warten. Aber ein Mountain Bike halte ich auf dieser Strecke trotzdem  fuer notwendig, hier im Reich der Hollandraeder, diesen Sesseln auf zwei Raedern, diesen Liegeraedern die es schon gab befor es ueberhaupt Liegeraeder gab. In den USA wuerde fuer solche "Biking Verhaeltnisse" zumindest 21 Gaenge, Follfederung, und ein farbiges Jersey benoetigt. Dazu einen Rucksach mit einem Kohlenhydratgedraenck, und ab geht die Post, sozusagen.

Da es sich um einen Kanal handelt und nicht um einen natuerlichen Wasserlauf, geht es auf geradestem Wege nach Luebeck hinzu. Die Einfahrt nach Luebeck ist dann auch das schoenste was man sich auf einem Fahrrad vorstellen kann. Durch Gartenanlagen, hoch auf eine Gehsteig, und schon ist man an der Trave, mit Bick auf die alten historischen Kirchen und Hansahaesern.

Zimmer mit Broetchen

Waehrend dierser letzten "Ausrufezeichen" Tour, hatte ich auch die letzte Gelegenheit fuer eine Uebernachtung in einem Privatzimmer. Diese Privatzimmer sind etwas ganz anderes als was ein Amerikaner gewoehnt ist. Ein englischer Reisende in einer Jugendherberge beschrieb eine amerikanische Moteluebernachtung folgenderweise : "Dort geht man durch seine Tuer in sein Zimmer und schaut Fernsehen. Was soll daran so grossartig sein ?" Auserdem gibt es in amerikanischen Hotels keine Broetchen, welches bestimmt Probleme bereited wenn man daran gewohnt ist.

Ganz anders in Scharnebeck bei Lueneburg. Dort buchte ich meine letzte Privatuebernachtung auf dieser Tour. Es war ein gorssartiges altes Haus mit tiefgezogenem Rieddach und allerlei schlauen Spruechen ueber den Tueren, geschrieben in einer verschnoerkelten Schrift, dessen Entschluesselung vor ein paar Generationen verloren gegangen ist. Obwohl mir wird mitgeteilt, es gibt noch Menschen die so etwas lesen koennen. Ich kann die Schlaueheit der Sprueche nur vermuten, aber nicht selbst bestaedigen. Die Frau hatte noch ein Zimmer im Keller dass nicht besetzt war, eine Seltenheit an diesem heisen Schulferientag. Am Abend als ich Fern schaute - das kann man hier genau so wie in einem Motel - kam sie noch mal durch meine Tuere spaziert. Sie erschrak etwas als sie mich sah. "Ja ich hab ganz vergessen, dass Sie ja hier unten sind. Ich dachte, da brennt ja noch Licht. Das muss ich noch loeschen".

Es stellte sich heraus, es war nicht das einzige was die liebe Frau vergas. Am naechten Morgen, stellte sich heraus dass die Broetchen zum Fruehstuck fehlten. Nicht nur meine Broetchen, Es waren midestens 10 Gaeste, die langsam auf den Fruehstuckstisch zu steuerten, und ueber die Abwesenheit der so gewohnten und begehrten Taigwaren verbluefft waren. "Ja Sie haben ja ein Fahrrad" meinte die vergessliche Frau. Da hatte sie Recht. Ich hatte eins. Also fuhr ich kurz danach vom Baeckerladen zurueck, mit zwei Riesentaschen, je eine am Ende der Lenkstange haengend, mit jeh10 Broetchen darin.

Luebeck war das eigentliche Ende, was Fahrradtour anbelangt. Der zwei taegige Ausflug am Ende der Tour war rund 160 Meilen lang. Insgesammt kamen in Deutschland ungefaher 1500 Meilen ueber eine Monat zusammen. Ungefaher 350 von diesen Meilen gehoerten zu Tagesfahrten, die am abend dort aufhoerten wo sie am Morgen begonnen hatten. Es reihten sich noch weitere Besuche an, Tagesfahrradfahrten, Zugfahrten mit dem Fahrrad, viel heben, schieben und umladen. Aber als Hauptberfoerderungsmittel hatte das Fahrrad seine Rolle voruebergehend ausgediehnt.

Aussteigmanoever fuer Einsteiger

Das Fahrrad spielte jetzt eine untergeordnete Rolle. Aber ich hatte noch ein Erlebnis damit, or vielmehr ein ganz einfaches Ereignis. Wie viele Ereignisse die ich hier geschildert hab, ist es etwas was fuer deutsche etwas normal alltaegliches ist. Das Bahnfahren ist hier so alltaeglich, dass Popmusiker wie Klaus Laage in der Lage sind, mit Texten wie "Bahnfahren ist bloed" Geld zu verdienen. Fuer mich aber was es etwas besonderes. Wenn man viele Jahre nicht mehr da war, wird man mehr oder weniger zum Auslandtourist im eigenen Land.

Fuer mich ist Bahnfahren in Deutschland technischer Luxus. Personenzuege wie ich sie aus meinem Teil der USA kenne, werden von Diesellokomotiven angetrieben, und Verspaetung wird nur in Stunden angegeben. In Deutschland fahren Zuege so regelmaessing dass man das ganze im "Stundentakt" beschreibt, also die selbe Zeiteinheit die man in Denver fuer die Verspaetung benutzt. Jedes Land hat seinen eigenen Schwerpunkt, wozu Steuerkgelder nicht zu schade sind. In den USA unter den Republikanern sind das Militaerausgaben damit es gelingt die Welt zo dominieren und die eigene Wirtschafftsdominanz zu sichern. In Deutschland ist es das Sozialsystem und die oeffentlichen Verkehrsmittel, und dazu gehoert die Bahn.

Mein Rad war im Fahrradabteil des Interregios, und ich war in einem nahen Wagon. Noch eine halbe Stunde vor dem Aussteigen fand ich mein Fahrrad unter 7 anderen. Ein ganzer Klub, alle in roten Hemden mit Namenschilderen gekleidet, hatten ihre Raeder an meines, das zuerst hier war, gelehnt. Der Antrang beim Aussteiegen war gross. Alle Raeder mussten aus dem Wagon befoerdert werden. Zuerst ging alles ganz ordentlich vor sich. Die Raeder wurden nach und nach, aus derm Wagon gehoben. Die Aussteiger mit normalem Gepaeck wurden langsam nervoes und draengten hinter mir. Sie fingen an zu drangen und schieben. Man haette sie fast fuer Jugendliche an einem Rock Konzert halten koennen. Letztlich brachen die Last der Koffer hinter mir vor. Das stoerte mich. Eigentlich war ich jetzt an der Reihe. Was ich nicht bedachte war, dass der Eingentuemer des letzten Rads, welches meinen Weg versperrte, hinter der Reisekofferschlange stand, welche hinter mir stand. In gewisser Weise versperrte ich meinen eigenen Weg. Es handelte sich um ein verloren gegangenes Mitglied des "Fahrradclubs der Roten Hemde". Nach einer Weile kam ein Schaffner zur Hilfe und tat seine bestes um das Aussteigen zu beschleunigen. Es war das erste Mal dass ich so ein volles Fahrradabteil erlebte. Diese rasch ausgefuehrten Aussteigmanoever, wie sie in Deutschland zu Sommerwochenenden vorkommen, waren eine touristische Attraktion fuer mich. Der zwei minutige Aufenthalt am Bahnhof wurde kurzer Hand auf 3 Minuten verlaengert.

Die allerletzte Ettape dagegen war das Gegenstueck zu dem eben geschilderten Aussteigmanoever. Wie immer montierte ich an meinem Fahrrad auf dem Denver Flughaven herum, ersetzte waherend des Flugs gerissene Bautenzuege und andere "Kleinigkeiten" die irgendwie auftreten, und fuhr dann bei prallem Sonnenschein, parallel zu der Front Range, Richtung Denver. Eine weitere Fahrradtour endete mit der inzwischen vertrauten Route, die auf der Schulter der Autobahn zwischen Denver und Flughaven verlaueft. Hier gab es keine Bahnlinie zum Flughaven, keine Bahnhoefe und keine komplizierten Aussteigmanoever, und ich vermisste sie. Ich fuhr zwischen 4 Spuren Vekehr links, und einem kleinen roten Zeichen rechts. D9 war darauf geschrieben und eine kleines Fahrrad darunter abgebildet "Stay on shoulder". Bleib auf der Schulter, hies die Anweisung. Das tat ich nur zu gern. In der Ferne bewegten sich die 100km entferneten, im Dunst verschleierten Berge so langsam, dass man nach 10 km schnurgerader Autobahn Rennfahrt mit Ruckwind, kaum einen anderen Blickwinkel auf die Berge gewinnt. Genau so ein Ereignis bedarf es, um sich die Gewaltigkeit der Landschaft zu vergegenwaertigen. Warscheinlich wuerde ich auch die Fahigkeit jederzeit auf der Schulter der Autobahn Fahrrad zu fahren koennen vermissen, wenn ich das ploetzlich nicht mehr tun koennte.
 



Home, James

 

-------
Copyright (C) by Cyclepass.com 2003-2015
-------